Erneut gibt es eine Welt- Ersteinspielung einer Oper des höchst
produktiven Johann Simon Mayr. Der aus Bayern stammende Komponist
verbrachte einen Großteil seines langen Lebens in Italien, wo auch seine
etwa 60 Opern uraufgeführt wurden.
Mayr ist ein Komponist des Überganges, noch geprägt vom Barock schuf
der Komponist Opern, die bereits die Hinwendung zum Stil der
Belcanto-Opern des frühen 19.Jahrhunderts markieren. Ein wenig gerät er
dabei zwischen die Stühle zweier Stile. Er verlässt bereits die Struktur
der klassischen Barockoper mit langen Rezitativen und zumeist
dreigeteilten Arien, erreicht in den Solonummern aber noch nicht ganz
die Brillanz und Virtuosität, für die sein Schüler Gaetano Donizetti
später berühmt wurde.
„Alfredo il Grande“ ist eine der letzten Opern Mayrs, wie mehrere
Spätwerke für das Theater seines Wohnortes Bergamo komponiert. Der Stoff
ist der englischen Geschichte entnommen, um das Jahr 1000 gab es dort
einen König dieses Namens. Die Handlung ist ein wenig unübersichtlich,
was zu dramaturgischen Kapriolen führt, denen nicht immer ganz leicht zu
folgen ist.
Die Titelrolle, die aber musikalisch etwas stiefmütterlich behandelt
wird, ist einem Mezzosopran anvertraut. Marie-Luise Dressen gibt der
Rolle mit ihrem agilen, höhensicheren Mezzosopran Kontur, dafür, dass
sie von ihren Partnern überstrahlt wird, ist mehr dem schmalen Profil
der Rolle, als ihrer Leistung anzurechnen. Die Soprane Anna Feith als
Alinda und Sophia Körber als Alsvita geben ihren Partien lyrischen
Schmelz, bei ähnlichem Timbre sind sie allerdings nicht immer leicht zu
unterscheiden.
Der Bösewicht des Stückes, Gutrumo wird von Markus Schäfer mit seinem
kräftigen, schön timbrierten lyrischen Tenor ganz ins musikalische
Zentrum gerückt und dominiert stimmlich die Ensembles. In Nebenrollen
machen der Bass Daniel Ochoa und der Tenor Philipp Polchardt gute Figur.
Als Orchester fungiert das Concerto de Bassus, eine Formation, die
sich aus Studenten und Graduierten der Münchener Hochschule für Musik
und Theater gebildet hat. Dieses spezialisierte Ensemble sorgt für den
authentischen Klang der Musik Mayrs.
Neben den engagierten Musikern ist es auch ein Verdienst des Labels NAXOS, das auch quantitativ umfangreiche Schaffen Mayrs zugänglich zu machen. Wesentlichen Anteil daran hat der Dirigent und Organist Franz Hauk, der sich unermüdlich für Aufführungen und CD-Einspielungen von Opern und Oratorien Mayrs einsetzt. Im Jahr 2003 gründete er den Simon Mayr-Chor, der auch in dieser neuen Einspielung zu hören ist. Auf weitere Ausgrabungen von Werken Mayrs darf man gespannt sein.
Johann Simon Mayr
Alfredo il Grande
Concerto de Bassos
Franz Hauk
NAXOS 8.660483-84
zuerst erschienen bei http://www.klassik-begeistert.de
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