In der Vorweihnachtszeit, erst recht zum Weihnachtsfest selbst, wird der Wunsch nach Frieden besonders gerne thematisiert.
Weihnachten gilt ja auch als Friedensfest schlechthin. Dazu habe ich noch eine persönliche Kindheitserinnerung: in Wien war es ein weit verbreiteter Brauch, Heiligabend eine oder mehrere brennende Kerzen zwischen die Fensterflügel zu stellen. Mein Vater erklärte mir, dass man damit der gefallenen Kameraden gedenke, die kein Weihnachtsfest mehr feiern könnten. Die zeitlich relative Nähe zum Weltkrieg zeigte sich daran, inzwischen ist dieser Brauch sicher längst vergessen.
Der Wunsch nach Frieden gehört zu dem am öftesten geäußerten, eigentlich aller Menschen. Warum, fragt man sich immer wieder, ist es dann nicht möglich, unter uns Menschen auf Erden Frieden dauerhaft zu erhalten?
Diese Frage zu beantworten, käme der Quadratur des Kreises gleich. Seltsamerweise sind es bis heute oft Auseinandersetzungen über religiöse Themen, die Unfrieden stiften. Das muss heute in Zeiten der in weiten Teilen säkularisierten Gesellschaften verwundern. Die Religionen predigen ausnahmslos, Frieden zu halten, aber in ihrem Namen geschehen häufig die abscheulichsten Verbrechen.
Man darf nicht davon ausgehen, dass der Mensch per se gut ist. Zu vernünftigen und empathischen Geschöpfen werden wir eigentlich erst durch positive, vorgelebte Beispiele, das nennt man Erziehung. Leider sind auch gut erzogene und kluge Menschen nicht immer frei von Hass, der sich bevorzugt auf das Fremde, Unvertraute richtet. Das folgt im Grunde der menschlichen Natur, die anfangs dem Unbekannten nicht traut.
Entscheidend wäre an diesem Punkt die Bereitschaft, das Unbekannte kennenzulernen, um so Ängste und Vorurteile zu überwinden. Mir gefällt, dass Juden als Grußwort Shalom, also Friede gewählt haben. Der Gruß „Shalom“ hat übrigens eine Entsprechung im arabischen „Salam“.
Gibt es einen besseren Weg, um auf Menschen zuzugehen?
Im Augenblick sorgen zwei Kriege, direkt und indirekt in unserem Umfeld für immer neue, schreckliche Nachrichten und Bilder. Beiden bewaffneten Konflikten, so unterschiedlich sie sein mögen, ist Eines gemeinsam: das Unverständnis für die Gegenseite und ideologische Verbohrtheit. Diese sind die Mütter und Väter aller Kriege. Bekämpfen kann man sie wohl nur durch Bildung im Sinne von Aufklärung und Wissen um historische Zusammenhänge. Je weiter wir uns historisch von den Katastrophen
des 20. Jahrhunderts entfernen, umso anfälliger werden jüngere Menschen für populistische Verführer.
Die Gegenwart ist eben nur durch das Wissen um die Vergangenheit wirklich zu begreifen. Am Ende aller Überlegungen sollte immer stehen, dass wir alle Menschen mit gleichen Sorgen, Wünschen, und Problemen sind.
Die wunderbare Margot Friedländer, eine knapp der Shoa entronnene Berliner Jüdin, die mit über hundert Jahren noch immer in deutsche Schulen geht, um für die Jugend Zeugnis abzulegen von der dunklen Vergangenheit, sagt:
„Es gibt kein christliches, muslimisches, jüdisches Blut, nur menschliches.“
Wer sich diesen Gedanken zu eigen macht, ist auf einem guten Weg!
zuerst erschienen beihttp://www.klassik-begeistert.de