Schrekers „Schatzgräber“ begeistert auch in der Aufzeichnung der erfolgreichen Produktion der DOB

Schrekers „Schatzgräber“ begeistert auch in der Aufzeichnung der erfolgreichen Produktion der DOB

Im Mai 2022 wagte die Deutsche Oper Berlin eine Neuinszenierung von Franz Schrekers Oper „Der Schatzgräber“, die, wie fast alle Werke dieses Komponisten heute nahezu vergessen ist. Der Erfolg dieser Aufführung war der Verdienst von Regisseur Christof Loy, des Orchesters und Chores des Hauses, vor allem aber der hervorragenden Leistungen der drei Hauptdarsteller.

Eine Aufzeichnung der Produktion ist nun als DVD und Blu-ray bei NAXOS erschienen, sie bestätigt den positiven Eindruck der Premiere. Ob es gelingt, das Werk wieder auf den Spielplänen zu etablieren, bleibt abzuwarten. Der Bannstrahl des Dritten Reiches, der aus ideologischen Gründen die Musik vieler Künstler verbot, wirkt leider bis heute nach. Eine abrupt unterbrochene Rezeptionsgeschichte ist nur selten wieder aufzunehmen.

Die Regie lag in den bewährten Händen von Christof Loy, der in den letzten Jahren bereits einige erfolgreiche Produktionen an diesem Haus und anderswo präsentiert hat. Loy besitzt ein Gespür für schwierige Charaktere und vielschichtige Stoffe, ihm gelingt auch diesmal eine genau gearbeitete Personenführung, bei der zwischen Märchen und Realismus wechselnden Handlung keine leichte Aufgabe. Johannes Leiacker hat ihm dafür ein elegantes Einheits-Bühnenbild gebaut, das einen marmorgetäfelten großen Salon mit Kamin und hohem Fenster darstellt. Es dient sowohl als königliches Ambiente, als auch als Schauplatz aller übrigen Szenen.

Bewundernswert die Leistungen des gesamten Ensembles. Elisabeth Strid als Els gelingt es, den schillernden, widersprüchlichen Charakter ihrer Figur glaubhaft zu machen. Ihr kräftiger Sopran bewältigt eindrucksvoll die anspruchsvolle Partie. Durchaus ebenbürtig ihr Partner, der Tenor Daniel Johansson als Elis. Sein kräftiger, heldischer Tenor lässt keinen Wunsch offen, auch er erscheint als ideale Besetzung für diese fordernde Partie. Michael Laurenz als Narr scheint inzwischen auf das Fach des Charaktertenors spezialisiert zu sein. Auch er liefert ein prägnantes Profil dieser Figur, die für die Dramaturgie des Stückes so wichtig ist.

Die zahlreichen kleinen Rollen sind aus dem Ensemble der Deutschen Oper auf hohem Niveau besetzt, hervorzuheben vielleicht der Kanzler von Clemens Bieber, der König von Tuomas Pursio und die Tänzerin Doke Pauwels in der stummen Rolle der Königin.

Marc Albrecht steht am Pult und erweist sich erneut als Experte für die Musik jener Epoche und entlockt dem inspiriert aufspielenden Orchester der Deutschen Oper wahre Zauberklänge. Man wünscht dieser Aufzeichnung eine weite Verbreitung, vielleicht führt das ja zu weiteren Aufführungen dieses Werkes, das sonst in den Archiven zu verstauben droht.

Franz Schreker
Der Schatzgräber

Christof Loy  Regisseur
Marc Albrecht  Dirigent
Chor und Orchester der Deutschen Oper Berlin

Naxos NBDO173V

zuerst erschienen bei http://www.klassik-begeistert.de

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