Puccinis „Trittico“ zeigt die Vielseitigkeit von Asmik Grigorian

Puccinis „Trittico“ zeigt die Vielseitigkeit von Asmik Grigorian

Diese drei Einakter Puccinis, unter dem Sammeltitel „Trittico“ 1918 an der New Yorker Met mit gemischter Kritik uraufgeführt, gehören zu den weniger populären Werken des Komponisten.

Komplette Aufführungen des Tryptichons sind eher selten, am ehesten konnte sich noch der komödiantische „Gianni Schicchi“ auf den Bühnen behaupten. Im letzten Jahr haben nun die Salzburger Festspiele das Werk komplett aufgeführt, nicht zuletzt um dem neuen Star des Festivals, der Sängerin Asmik Grigorian gleich drei Paraderollen zu bescheren. Die von Puccini vorgesehene Reihenfolge der drei Einakter wurde dafür verändert.

Statt mit dem düsteren „Il Tabarro“ beginnt der Abend hier mit dem gewöhnlich am Ende stehenden „Gianni Schicchi“, gefolgt vom „Tabarro“ und der ans Ende gesetzten „Suor Angelica“, dem Klosterdrama, das sich gefährlich nahe am religiösen Kitsch bewegt.

Die Regie hatte man Christof Loy anvertraut, der sich einmal mehr als sensibler Menschenversteher erweist, und jedem der zahlreichen Charaktere in den drei Stücken ein individuelles Profil anpasst. Als Gianni Schicchi glänzt der sympathisch polternde Misha Kiria mit flexiblem Brummbären-Bass, die Rolle des Liebenden Rinuccio wird von Alexey Neklyudov mit schön timbriertem, aber vielleicht zu zartem Tenor verkörpert. Höchst originell die böse Zita von Enkelejda Shkosa, der wir auch in den anderen Stücken des Abends begegnen werden. Asmik Grigorian kann mit dem Hit „O mio babbino caro“ wie erwartet „abräumen“, darüber hinaus ist aber die Rolle der Lauretta nicht wirklich fordernd.

„Il Tabarro“ ist der vielleicht problematischste Teil der Trilogie. Dem düsteren Eifersuchtsdrama, das auf einem Schleppkahn auf der Seine in Paris spielt, fehlt bei aller Melodienseligkeit eine signifikante „Nummer“, mit der die Hauptfiguren glänzen könnten. Wieder dominiert ein Bass die Szene, Roman Burdenko als Michele zieht alle Register seiner ausdrucksvollen Stimme. Als Liebhaber Luigi tritt Joshua Guerrero mit metallischem Tenor gegen ihn an. Zwischen den beiden steht die facettenreich interpretierende Giorgetta Asmik Grigorians, der es vorzüglich gelingt, die zwiespältigen Gefühle der Figur glaubhaft zu machen. Auch hier gibt der Regisseur Loy selbst den kleinen Episodenrollen scharfe, stimmige Profile.

In einem Kloster spielt „Suor Angelica“ – das traurige Schicksal der adeligen Nonne, die eines „sündhaft“ geborenen Kindes wegen von ihrer Familie ins Kloster abgeschoben wurde, geht tatsächlich zu Herzen, wobei Libretto und Musik sich haarscharf am Kitsch vorbei bewegen. Hier läuft Asmik Grigorian zur Höchstform auf, sie kann die emotionale Zerrissenheit ihrer Figur mit wunderbaren Stimmfarben glaubhaft machen, in der Konfrontation mit der Prinzessin, ihrer kaltherzigen Tante, läuft sie auch als Darstellerin zur Höchstform auf. Karita Mattila gibt dieser eindrucksvolles Gewicht, wenn auch die Darstellung eindrucksvoller ausfällt, als die vokale Bewältigung der Rolle. Ähnliches gilt für Hanna Schwarz als La Badessa.

Loy führt auch im letzten Teil die Sänger der Nebenrollen sicher durch den Plot. Gerade in kleinen, scheinbar nebensächlichen Gesten erweist er sich als Meister seiner Zunft.

Die Wiener Philharmoniker baden förmlich in den Kantilenen von Puccinis Musik, Franz Welser-Möst widersteht der Versuchung, sie in Kitsch abgleiten zu lassen und dirigiert straff und pointiert. Am Ende Jubel für das gesamte Ensemble, mit Standing Ovations für Asmik Grigorian. In dieser Qualität hätte das „Trittico“ mit Sicherheit überall ein erfolgreiches Comeback.

Giacomo Puccini
Il Trittico

Wiener Philharmoniker
Franz Welser-Möst

Unitel 809004

zuerst erschienen bei http://www.klassik-begeistert.de

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