Puccinis Lieder klingen wie reizvolle Opern-Miniaturen

Puccinis Lieder klingen wie reizvolle Opern-Miniaturen

Der Komponist Giacomo Puccini ist fast ausschließlich als Opernkomponist hervorgetreten, sein Werk umfasst ein Dutzend Opern, die fast ausschließlich zu Welterfolgen wurden.

Während seiner Studienzeit versuchte sich Puccini aber auch an Liedern für eine Singstimme mit Klavierbegleitung. Es entstanden insgesamt 16 solche Lieder, die teilweise erst im Rahmen einer Edition im Jahr 2010 erstmals veröffentlicht wurden. Diese Ausgabe regte den Arrangeur Johannes X. Schachtner zu einer Bearbeitung der Stücke für Orchester an.

2024 ist das 100.Todesjahr Puccinis, das Jubiläum war ein willkommener Anlass, auch diese Frühwerke des Komponisten in einer repräsentativen Einspielung vorzulegen. Formal stehen die Lieder in der Tradition des 19. Jahrhunderts. Bei Puccini steht aber eindeutig die Gesangsstimme im Vordergrund, hier macht sich bereits der künftige Opernkomponist bemerkbar. Einige der Lieder klingen wie vorweg genommene Arien aus Opern des Meisters, schließlich hat Puccini sich in späteren Jahren auch durchaus an Motiven aus den Frühwerken bedient. Ein gutes Beispiel dafür ist das Lied  „Mentia l’avviso“, das quasi eine Keimzelle der berühmten Arie des Des Grieux aus der Oper Manon Lescaut darstellt.

In dem amerikanischen Tenor Charles Castronovo, der auch in vielen Opern Puccinis erfolgreich auftritt, fand sich ein idealer Interpret für seine Lieder. Castronovos viriler Spinto-Tenor gibt den Kantilenen Puccinis den Schmelz und die Klangschönheit, die man zurecht erwartet, er phrasiert facettenreich und stilsicher.

Ergänzend sind auch noch drei reine Orchesterwerke des jungen Komponisten zu hören, nämlich das „Preludio sinfonico“, das „Capriccio sinfonico“ und „Crisantemi“. Entstanden während seiner Mailänder Studienzeit spiegeln sie die Entwicklung Puccinis wieder, der hier noch deutlich unter dem Einfluss seines Lehrers Amilcare Ponchielli, aber auch der Kompositionen Richard Wagners steht.
Das Münchner Rundfunkorchester ist hier ganz in seinem Element, der Chefdirigent Ivan Repušić versteht es, mit den Musikern den typischen Puccini-Schmelz zu erzeugen, der auch in diesen frühen Kompositionen enthalten ist.

Diese CD ist ein wichtiger Beitrag zum Puccini-Jahr 2024 und füllt gleichzeitig eine Lücke in der Puccini-Diskographie.

Puccini
I Canti

Charles Castronovo
Münchner Rundfunkorchester

Ivan Repušić

BR Klassik 900349

zuerst erschienen bei http://www.klassik-begeistert.de

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