Für ihr neues Album greift die gefeierte Mezzosopranistin Joyce di Donato auf Titel zurück, die aus ganz verschiedenen Epochen der Musikgeschichte stammen. „Eden“ ist ganz deutlich ein Concept-Album, dessen Auswahlkriterien aber doch etwas zu verschwommen sind, um eine klare Linie vorzugeben.
Ein leichtes Übergewicht haben Komponisten des Barock, was der Zusammenstellung gut tut, denn hier liegen die größten Stärken der Sängerin. Im berühmten Largo aus „Xerxes“ von Händel ebenso wie in einer Arie aus dessen „Theodora“ kann man die sonor timbrierte, äußerst modulationsfähige Stimme der Sängerin bewundern. Vertreten ist auch der notorisch unterbewertete Josef Mislyveček mit einem Ausschnitt aus dem Oratorium „Adamo ed Eva“, auch eine Arie aus Cavallis „Calisto“ ist zu hören, ebenso eine Arie von Gluck.
Dazu wollen aber dann zwei Lieder von Gustav Mahler, „Ich atmet einen linden Duft“ und „Ich bin der Welt abhanden gekommen“ nicht so recht passen, und Richard Wagners „Schmerzen“ aus den Wesendonck-Liedern stehen etwas isoliert. Auch „The Unanswered Question“ von Charles Ives und eine neue Komposition von Rachel Portman „The first Morning oft he World“ sind wohl dem angestrebten Konzept des Albums geschuldet, das aber doch recht beliebig wirkt.
Joyce Di Donato ist auf dem Cover in Regenbogen-Farben getaucht zu sehen, ein deutlicher Hinweis auf die esoterische Ausrichtung dieser Produktion. Die Aussage, die alten Meister behandelten in ihren Werken menschliche Konflikte, träfe wohl auf so ziemlich alle Stile, Werke und Komponisten zu. Auch die beschworene „Transformative Kraft der Musik“ ist eine recht banale Worthülse. Gerne will man der Künstlerin zugestehen, dass sie gerne den Planeten retten würde, ein neues Eden schaffen möchte, aber sie nähert sich mit diesem Album doch gefährlich dem Gutmenschentum und vor allem dem Kitsch an.
Ihr Gesang ist bei allen Titeln makellos und stilsicher, das muss man betonen, aber mit einer reinen Mahler- oder Barock-CD hätte man erheblich mehr Freude. Das Barock-Ensemble Il Pomo d’Oro unter Maxim Emelyanychev ist hervorragend disponiert, und folgt der Sängerin kompetent durch das gesamte Potpourri. Nächstes Mal aber bitte mehr Mahler, Cavalli oder Mislveček!
Joyce Di Donato
EDEN
Erato 0190296465154
zuerst erschienen bei http://www.klassik-begeistert.de