Dieser „Elias“ aus der Bayerischen Staatsoper ist ein kostbares historisches Dokument

Dieser „Elias“ aus der Bayerischen Staatsoper ist ein kostbares historisches Dokument

Auf den ersten Blick überrascht die Veröffentlichung dieses Konzertmitschnittes aus dem Münchner Nationaltheater von 1984 auf dem Eigenlabel der Bayerischen Staatsoper. Bei näherer Betrachtung gibt es dafür aber gute Gründe.

Das Konzert fand seinerzeit in München zu Beginn des Katholikentages, gleichzeitig zur Eröffnung der Münchner Opernfestspiele statt. Der Protestant mit jüdischen Wurzeln Mendelssohn, als Komponist versöhnlich zwischen den Stilen vermittelnd, letzten Endes also doch eine passende Wahl.

Bedingt durch die Einbindung des hauseigenen Chores in die Opernvorstellungen, fiel die Wahl für das Konzert auf den traditionsreichen Chor des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf, der reiche Erfahrung betreffend Mendelssohns Oratorien mitbrachte. Seine herausragende Leistung bestätigte die Klugheit dieser Entscheidung.

Was die Besetzung der Solisten betrifft, konnte die Bayerische Staatsoper damals aus dem Vollen schöpfen, setzte selbst in den kleinsten Partien Ensemblemitglieder ein, die das hohe Niveau des damaligen Ensembles anschaulich demonstrieren.

Dietrich Fischer-Dieskau, in jener Zeit einer der vielseitigsten Sänger überhaupt, gibt einen grüblerischen, zerrissenen Elias. Sein differenzierter Gesang versöhnt in Teilen für das zu dieser Zeit bereits etwas fahl gewordene Timbre seines Baritons. Als sein Gegenspieler Obadjah kann sich Peter Schreier auf große Erfahrung als Konzertsänger stützen, sein unverwechselbares Timbre und seine Stilsicherheit sind ein großes Plus der Aufnahme. Sowohl Dieskau, als auch Schreier und Sawallisch waren bereits an anderen Elias-Einspielungen beteiligt. So ist der besondere Wert der Aufnahme die Besetzung des ersten Soprans mit der unvergesslichen Margaret Price. Man ist über jeden aufgezeichneten Ton dieser großartigen Künstlerin glücklich. Und tatsächlich, jeder einzelne Ton macht deutlich, was man an ihr verloren hat.

Aber auch Brigitte Fassbaender ist als Alt 1 / Engel vokal ein reines Vergnügen und Labsal, ebenso Kurt Moll als Bass 1. Die Solisten des Tölzer Knabenchores als drei Engel verbreiten        uneingeschränkten Wohlklang. Die Hauskräfte Marianne Seibel und Cornelia Wulkopf ergänzen die Riege der hervorragenden Vokalsolisten.

Angeblich war schon zum Zeitpunkt des Konzertes eine Schallplatten-Veröffentlichung geplant, die dann aber nicht zustande kam. Es ist erfreulich, dass das Eigenlabel des Hauses nun die Chance, die durch die sorgfältige Archivierung der Originalbänder gegeben war, ergriffen hat.

Als erste historische Veröffentlichung dieser Reihe stellt sie gleichzeitig eine Hommage an den langjährigen GMD des Hauses, Wolfgang Sawallisch, dar, dessen 100. Geburtstag man dieses Jahr feiern kann. Eine durchaus geglückte Würdigung des unvergessenen Dirigenten!

Mendelssohn
Elias

Wolfgang Sawallisch
Bayerisches Staatsorchester

Bayerische Staatsoper Recordings

zuerst erschienen bei http://www.klassik-begeistert.de

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