Der Mythos der Maria Callas wird durchleuchtet

Der Mythos der Maria Callas wird durchleuchtet

Eine ganze Reihe von Büchern, Tonträgern und Artikeln begleiteten das Jahr 2023, in dem es den 100. Geburtstag der Ikone Maria Callas zu feiern galt. Dabei hatte es davon auch vor dem Jubiläumsjahr keinen Mangel gegeben.

Der Ansatz des Musikwissenschaftlers und Opernexperten Arnold Jacobshagen für seine Callas-Biographie besticht durch die Übersichtlichkeit und Klarheit seines Konzeptes. Er trennt die reine Lebensbeschreibung von der Kunst der Maria Callas, die in mehreren kompetenten Kapiteln gewürdigt wird. Klug trennt der Autor von diesen beiden Bereichen auch den Mythos, der sich längst verselbständigt hat.

Akribisch hat der Autor die überbordende Callas-Literatur einer kritischen Prüfung unterzogen, und dabei so manche Gerüchte und Erfindungen von den Fakten getrennt. So präsentiert diese Biographie ein entschlacktes, gleichzeitig aktualisiertes Bild der Jahrhundert-Sängerin.

Der Rezeptionsgeschichte der Kunst der Callas gibt Jacobshagen breiten Raum und lässt auch relativ aktuelle Auseinandersetzungen mit der Sängerin nicht unerwähnt, wie etwa das umstrittene Happening „Seven Deaths of Maria Callas“ der Performance-Künstlerin Marina Abramović. Den darin anklingenden Opfer-Mythos untersucht der Autor, und widerlegt ihn in Teilen.

Jacobshagen machte sich die Mühe, auch zum Teil grotesk fabulierenden Biographien auf ihren Wahrheitsgehalt zu untersuchen, wie z.B. jene von Mutter und Schwester der Callas. Bei einer Person wie Maria Callas, die schon zu Lebzeiten ihre eigene Legende war, ist es sehr verdienstvoll, den medialen Müll einmal beseitigt zu sehen.

Ein weiterer Pluspunkt des Buches sind seine zahlreichen Abbildungen. Viele davon sieht man hier zum ersten Mal, Maria Callas wird dadurch auch optisch präsent, die Herkunft der Fotos ist bestens dokumentiert. Umfangreiche Literaturhinweise bieten einen guten Überblick über die inzwischen ausufernde Callas-Literatur. Ein Rollenverzeichnis ist ebenso vorhanden, wie eine Zeittafel und ein Personenregister.

Besonders wichtig ist ein Überblick über die von Callas existierenden Tonaufnahmen, der hier naturgemäß nur in Auswahl erfolgen kann. Speziell die auf dem Graumarkt vorhandenen Live-Mitschnitte von Auftritten der Callas sind auf so viel verschiedenen Labels erschienen, dass man leicht den Überblick verlieren kann.

Insgesamt findet das Buch die ideale Mitte zwischen ausgeschmückter Biographie und reiner Dokumentation, hebt sich dadurch wohltuend von früheren Arbeiten über Maria Callas ab. Wer es besitzt, hat damit die vielleicht ultimative Publikation über den Mythos und die Person Maria Callas in Händen.

Arnold Jacobshagen
Maria Callas

Kunst und Mythos

Reclam

zuerst erschienen bei http://www.klassik-begeistert.de

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