Zauberflöte in Salzburg- Dirigent rettet vor szenischer Blamage

Zauberflöte in Salzburg- Dirigent rettet vor szenischer Blamage
© Sony

Mozart in Salzburg, die Zauberflöte in Salzburg, das gehört zusammen wie Wien und der Walzer oder München und Richard Strauss. Entsprechend hoch gespannt sind zumeist die Erwartungen, wenn an der Salzach eine neue Zauberflöte vorgestellt wird.

Im Jahr 2012 war es wieder so weit, in der Felsenreitschule präsentierte der Theater-Regisseur Jens Daniel Herzog seine Interpretation des unverwüstlichen Klassikers. Um es vorweg zu nehmen: diese vielleicht am häufigsten gespielte Oper der Musikgeschichte zu einer abstrusen, langweiligen Veranstaltung zu reduzieren ist ein Kunststück, und so gesehen ist es Kunst, die uns Herr Herzog hier bietet. Worin sein Regiekonzept bestand , sofern eines vorhanden war, geht in einer Flut abstrakter und reichlich banaler Einfälle unter. Bemerkenswert am heutigen Regisseur-Theater, das doch zu einer Erneuerung der Szene angetreten ist, finde ich die Ähnlichkeit der optischen Versatzstücke und Kostümierungen. Waren es kürzlich noch bevorzugt Mäntel und Hüte, sind es heute Feinripp-Unterwäsche und klobige Brillen-Gestelle, entstellende Perücken und Schul-Uniformen. All dies ist hier reichlich zu besichtigen, der imaginäre Schauplatz ist wechselweise ein Internat und eine Nervenklinik, auch hier legt sich der Regisseur nicht fest. Die Oper endet bei ihm mit einem ergebnisoffenen Ringkampf zwischen Sarastro und der Königin der Nacht. Ach ja, Spielort ist die historische Felsenreitschule, das blendet Herzog aber völlig aus, wahrscheinlich konnte er damit genauso wenig anfangen, wie mit dem Stück.

Als Retter tritt hier einmal mehr der hoch betagte Nikolaus Harnoncourt auf den Plan, der mit seinem Concentus Musicus über jene Kompetenz für Mozart verfügt, die man an diesem Ort erwarten darf. Wie gewohnt überrascht er auch diesmal mit zum Teil ungewöhnlichen Tempi, aber die sind ja nun gerade das Erfrischende an seinen Interpretationen.

Die von der Regie und unästhetischen Kostümen schwer belasteten Sänger machen wenigstens stimmlich weitgehend bella figura. Bernard Richter ist ein stimmschöner Tamino ohne Fehl und Tadel, vielleicht ein wenig eintönig im Ausdruck, aber durchaus auf der Habenseite. Julia Kleiter ist Pamina, mit schöner, reiner Gesangslinie und einer hervorragend geglückten g-moll-Arie, GeorgZeppenfeld als Sarastro lässt seinen sonoren Bass vielleicht ein wenig allzu gleichförmig strömen. Dass Markus Werba den Papageno etwas dialoglastig anlegt, ist nicht seine Schuld, stimmlich bleibt bei ihm wie seiner Papagena (Elisabeth Schwarz) kein Wunsch offen. Mandy Fredrich (ja, auch Königinnen heißen heute so) bewältigt das „höllische Kikeriki“ der Königin der Nacht mit Bravour und fehlerfrei, ihre drei Damen sind bei Sandra Trattnigg, Anja Schlosser und Wiebke Lehmkuhl ebenfalls gut aufgehoben, die drei Stimmen harmonieren erfreulich gut. Was den Sänger des Manostatos (ausdrücklich in dieser, der Partitur entnommenen Schreibweise) Rudolf Schasching bewogen hat, seine Arie zu sprechen, statt zu singen, wird sein Geheimnis bleiben.

Wie so oft bleibt am Ende ein höchst zweigeteilter Eindruck: gute, bis sehr gute musikalische Realisation steht einer desaströsen szenischen Banalisierung gegenüber.

Das Publikum nahm’s gelassen.

Sony  Unitel Classica  88843005729

Menü schließen