Gretrys Guillaume Tell- mit Augenzwinkern

Gretrys Guillaume Tell- mit Augenzwinkern
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Gretrys Opern begegnet man hierzulande so gut wie nie auf den Bühnen, auch in Frankreich und Belgien nicht gerade häufig. Das mag sicher zum Teil an der heutigen Theaterästhetik liegen, die mit dem Genre Spieloper wenig bis nichts anfangen kann.

Einen originellen und höchst vergnüglichen Zugang hat die Opera Royal de Wallonie in Liege zu seinem „Guillaume Tell“ gefunden. Dieser ist, ganz im Gegensatz zu Rossinis Grand Opera, ein trotz des Ernstes der Handlung eher heiter zu nennendes Singspiel. Aus reichlich Pappmache wird eine bonbonfarbene idyllische Schweiz nachgebaut, die einzelnen Kulissenteile werden händisch in Position gebracht, die Protagonisten legen schon mal mit Hand an. Man meint, eine Zeitreise in die Entstehungszeit des Werkes mitzumachen. Das dies alles mit einem gewissen Augenzwinkern geschieht, gehört dazu – die Sänger sprechen die verbindenden Dialoge höchst pathetisch und stilisiert, auch dies vielleicht eine Reminiszenz an das 18. Jahrhundert. Erregt eine ausgestopfte Kuh schon Heiterkeit, ziehen ein echtes Pferd, vor allem aber ein ganz hinreissender, großer weisser Hund die Sympathien des Publikums auf sich. Er ist fast permanent auf der Bühne und stiehlt so den Protagonisten beinahe die Show. Diese entledigen sich ihrer Aufgaben aber ganz ausgezeichnet, allen voran der Tell des Marc Laho und Lionel Lhote als Gessler, aber auch Tells Familie ist bei Anne-Catherine Gillet, Liesbeth Devos und Natascha Kowalski in besten Händen. Claudio Scimone dirigiert das Orchester der Opera Royal mit Schwung und merkbarer Liebe zu dieser Musik. Für die launige Inszenierung zeichnet Stefano Mazzonis di Pralafera verantwortlich. Wie sagte schon Brecht: es geht auch anders, aber so geht’s auch!

Dynamic 37694

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