Wagner und Mathilde: Diesem Film mangelt es an einem ernst zu nehmenden Drehbuch

Wagner und Mathilde: Diesem Film mangelt es an einem ernst zu nehmenden Drehbuch

Richards Wagners Beziehung zu Mathilde Wesendonck verdankt die Welt zumindest die wunderbaren fünf Wesendonck-Lieder, die Wagner auf Gedichte Mathildes komponierte. Auch war sie eindeutig seine Muse bei der Dichtung von „Tristan und Isolde“. Manche Details dieser Beziehung wurden nie bekannt, man kann aber davon ausgehen, dass sie dank der Wachsamkeit Minna Wagners und Otto Wesendoncks platonisch bleiben musste.

Mit einiger Spannung erwartet man den Film von Jens Neubert, der sich auf die Spurensuche dieser Affäre begibt. Optisch wurde an reizvollen Kostümen der Zeit nicht gespart, sehenswert sind auch die Schauplätze in der Schweizerischen Bergwelt. Als Mathilde Wesendonck erleben wir Sophie Auster, die leider keinerlei Ähnlichkeit mit ihrer Figur aufweist. Rüdiger Hauffe gibt einen recht kantigen Otto Wesendonck, Julienne Pfeil eine ältliche Minna Wagner. Jonas Saartamo entspricht optisch auch nicht unbedingt dem Bild, das man von Richard Wagner hat.

Das wäre alles zu verkraften, fehlte es dem Film nicht völlig an einem ernst zu nehmenden Drehbuch. Die Dialoge stellen über weite Strecken Zitate dar, die unnatürlich gespreizt wie Gedichte aufgesagt werden. Wer die Grundzüge der Geschichte nicht kennt, ist rettungslos verloren. Anfang wie Ende sind unscharf und historisch nicht korrekt. Da hilft auch die Vielzahl der schönen Bilder nicht.

Am gelungensten ist die Sequenz, in der der Sänger Michael Volle, verkleidet als provinzieller Sänger, einen Teil des Holländer-Monologes singt. Als Bonus auf der Blu-ray darf er außerdem noch über sein Verhältnis zu Wagner erzählen, was so entbehrlich ist, wie der ganze Film. Aus dem Thema hätte man mit Sicherheit mehr machen können!

The Zurich Affair
Wagners one and only Love

A Film by Jens Neubert

Naxos NBDO170V

zuerst erschienen bei http://www.klassik-begeistert.de

D

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