Verdis „Ernani“ bleibt konventionelles Rampentheater

Verdis „Ernani“ bleibt konventionelles Rampentheater

iese in Venedig 1844 uraufgeführte Oper Verdis muss man noch seinem Frühwerk zurechnen, es brachte dem Komponisten aber großen Erfolg und weitere Aufträge für Opern ein.

Literarische Vorlage war Victor Hugos Historiendrama „Hernani“, das eine etwas verworrene Geschichte aus dem Spanien des 17. Jahrhunderts zum Inhalt hat. Klar ist nur, dass es um drei spanische Adelige geht, die in die gleiche Frau verliebt sind und sich darüber hinaus auch inbrünstig hassen. Dem roten Faden der Handlung zu folgen ist nicht einfach, aber Verdis höchst inspirierte musikalische Einfälle entschädigen reichlich dafür, und erklären auch den Erfolg des Werkes.

Bei der Aufführung im November 2022 hat der Regisseur Leo Muscalo wohl schnell vor der unübersichtlichen Handlung kapituliert und schuf simple Tableaus, in denen die Protagonisten ausgiebig Hände ringen und in Panik über die Bühne laufen können. Am schlimmsten ergeht es der weiblichen Hauptfigur Elvira, die von den drei männlichen Hauptfiguren begehrt wird, und wie ein Ping-Pong-Ball zwischen den Protagonisten wechseln muss.

Maria José Siri wirft sich mit großem Engagement auf ihre fordernde Aufgabe, tatsächlich ist ihre Rolle die musikalisch reichste und schwierigste. Aber auch dem Titelhelden Ernani macht Verdi es nicht leicht. Francesco Meli leiht ihm seinen eher lyrischen Tenor, der sich aber auch in dieser Spinto-Partie behaupten kann. Beide Sänger phrasieren ausgesprochen kunstvoll, haben auch ein ansprechendes Timbre, und doch bleiben sie beide die wenigen Zentimeter, die einen guten von einem sehr guten Sänger trennen, schuldig.

Roberto Frontali bleibt als Don Carlo etwas eindimensional, sein Bass ist kräftig und trägt, aber insgesamt wirkt er steif und unflexibel. Mit sehr viel mehr Leidenschaft stattet Vitalij Kowaljow den Silva aus, der für das tödliche Ende sorgt. Sein reifer Bass strömt üppig und verleiht der negativen Figur die nötige Rauheit.

Szenisch ist das Werk hoch problematisch, also ist die Reduktion auf simples Rampentheater und die Mimik der Hauptdarsteller wahrscheinlich alternativlos.

Chor und Orchester des Maggio Musicale Fiorentino unter James Conlons temperamentvoller und umsichtiger Leitung schaffen eine solide Basis, auf der die Sänger sich entsprechend entfalten können.

Giuseppe Verdi
Ernani

Orchestra e Coro del Maggio Musicale Fiorentino
James Conlon, Conductor

Leo Muscalo, Director

Dynamic 57972

zuetrst erschienen bei http://www.klassik-begeistert.de

Menü schließen