„Schwanda, der Dudelsackpfeifer“ an der Komischen Oper Berlin: Zu dieser Musik tanzt sogar der Teufel

„Schwanda, der Dudelsackpfeifer“ an der Komischen Oper Berlin: Zu dieser Musik tanzt sogar der Teufel
Schwanda, der Dudelsackpfeifer (Homoki, 2022) - Rezensionsmotiv

Diese Oper des böhmischen, 1896 in Prag geborenen Komponisten Jaromir Weinberger hat alles, was eine populäre Volksoper braucht: eingängige, beschwingte Musik, eine märchenhafte, originelle Handlung und interessante Rollen für die Sänger. Nach der Uraufführung 1927 in Prag trat das Werk auch tatsächlich einen Siegeszug durch die Welt an, der das Stück bis an die Metropolitan Opera nach New York brachte. Dann aber brach mit dem Nationalsozialismus eine Zeit an, in der Werke jüdischer Komponisten boykottiert wurden. Weinbergers Erfolgsoper verschwand von den Spielplänen, auf die es sehr zögerlich, aber verstärkt aktuell wieder zurückkehrt.

Die Covid-Pandemie hätte beinahe diese lange geplante Produktion an der Komischen Oper Berlin verhindert, erst nach mehreren Anläufen konnte nun die bereits lange fertig geprobte Aufführung stattfinden.

Für die Inszenierung kehrte Andreas Homoki an seine frühere Wirkungsstätte zurück und fand für diese Oper genau den richtigen Stil. Zwischen Naturalismus und Abstraktion gelang ihm eine Balance, die den verschiedenen Schauplätzen des Stückes gerecht wurde.

Daniel Schmutzhard gab einen lebensfrohen, geerdeten Schwanda, mit sonorem vollen Bariton. Seine Ehefrau Dorotka wurde von Kiandra Howarth mit einem kraftvollen, leuchtenden Sopran ausgestattet. Die Rolle des Babinský, des eigentlichen Spielmacher des Stückes fand in Tilman Ungers Tenor einen hervorragenden Interpreten, der seine kraftvolle Stimme bis ins Falsett gekonnt hochschrauben konnte. Eine amüsante Charakterstudie gelang Philipp Meierhöfer mit der Figur des Teufels, dessen Hölle nur bedingt angsteinflößend wirkte. In dieser Hölle trifft man auch auf Adolf Hitler und Josef Stalin, unwillkürlich muss man an einen Mann denken, der sich gerade anschickt, das Duo zu einem Trio infernal zu erweitern.

Die eisige Königin wurde von Ursula Hesse von den Steinen temperamentvoll gespielt, ihr Mezzosopran klang allerdings sehr spröde und ließ Geschmeidigkeit vermissen. Gleiches gilt für Urgestein Jens Larsen, dessen Bass ungewohnt rau und brüchig klang, was aber für den bösen Magier nicht ganz unpassend war.

Chefdirigent Ainārs Rubiķis erwies sich als sensibler Begleiter für die Sänger und entlockte seinem Orchester den vollen, satten Klang dieser in vielen Passagen durch böhmische Volksmusik geprägten Partitur. Auch die Chorsolisten der Komischen Oper konnten erneut ihre Meisterschaft unter Beweis stellen.

Weinbergers Musik ist von großer Originalität und Dichte, man kann nur schwer verstehen, dass sie so lange unaufgeführt blieb. Das Schicksal des Komponisten erfüllte sich-vielleicht auch deswegen- auf tragische Weise. Den Nazis war Weinberger in die USA entkommen, wo er allerdings, geplagt von Depressionen, 1967 Selbstmord beging. Die Komische Oper hatte ihn bereits mit einer Aufführung seiner Operette „Frühlingsstürme“ der Vergessenheit entrissen. Dieser neue „Schwanda“ hätte das Zeug zu einem Kassenschlager, und animiert vielleicht andere Häuser zu einer Inszenierung. Das Premierenpublikum zeigte sich jedenfalls äußerst angetan!

Foto: Schwanda, der Dudelsackpfeifer (Homoki, 2022) – Rezensionsmotiv
(c) Jaro Suffner

Komische Oper Berlin, 5. März 2022 (PREMIERE)

Jaromir Weinberger  Schwanda, der Dudelsackpfeifer

Musikalische Leitung
Ainārs Rubiķis

Inszenierung
Andreas Homoki

Schwanda
Daniel Schmutzhard

Dorotka
Kiandra Howarth

Babinský
Tilmann Unger

Königin
Ursula Hesse von den Steinen

Magier
Jens Larsen

Teufel
Philipp Meierhöfer

zuerst erschienen bei http://www.klassik-begeistert.de

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