Rossinis „Donna del Lago“ in Pesaro: Eine schlechte Idee ist noch keine Regie

Rossinis „Donna del Lago“ in Pesaro: Eine schlechte Idee ist noch keine Regie

Auch das traditionelle Rossini-Festival in der Geburtsstadt des Komponisten kann sich der aktuellen Theaterästhetik nicht entziehen, wie weit die Opern des lokalen Meisters dafür geeignet sind, sei dahingestellt.
„La Donna del Lago“ entstammt den produktivsten Jahren des Komponisten, das Drama um einen König von Schottland und seine Widersacher hat sich seit der großen Rossini-Renaissance zu einem der häufig gespielten Werke entwickelt, die Partitur quillt förmlich über von starken musikalischen Einfällen. So konkurrieren gleich zwei Tenöre und ein Mezzosopran mit halsbrecherischen Arien um die Gunst der Titelfigur Elena und des Publikums.

Jene Elena wird von gleich drei Männern geliebt, was den Plot durchaus abwechslungsreich macht. Angesiedelt ist diese Produktion in der Ruine eines Hauses, in dem eine Menge Krimskrams herumsteht und liegt, die Beleuchtung bleibt eher düster, abgesehen von einzelnem kurzen Aufblitzen stärkeren Lichts eine sehr graue Veranstaltung.

Als besonderen Effekt führt der Regisseur ein stark gealtertes Paar ein, welches das Liebespaar Malcolm und Elena in späteren Jahren zeigen soll. Dieser nicht recht sinnstiftende Einfall wird während der gesamten Aufführung konsequent umgesetzt, die alten Doubles der Protagonisten ergehen sich in symbolhaften Gesten, im Wesentlichen stehen sie aber ständig im Weg. Am Ende verwandelt sich Elena auf offener Bühne in die alte Frau, davor konnte man annähernd drei Stunden lang unbedarftes Rampentheater erleben.

Die Produktion stammt bereits aus dem Jahr 2016 und staunend muss man feststellen, dass der minder begabte Regisseur inzwischen zu einem der Gefragtesten seiner Zunft aufgestiegen ist. Damiano Michieletto inszeniert inzwischen an ersten Häusern, wie der Berliner Staatsoper.

Trost für den optischen grauen Einheitsbrei bietet aber der musikalische Teil mit der durchgehend guten Sängerbesetzung. Salome Jicia als Titelheldin verfügt über einen feinen, aber auch kräftigen Sopran, der mit der speziellen Technik, die Rossinis Gesangslinie benötigt, blendend zurecht kommt und ihrer Rolle Wärme und Volumen gibt. Ihr Geliebter Malcolm, eine Hosenrolle, ist bei der Mezzosopranistin Varduhi Abrahamyan bestens aufgehoben, auch sie verströmt warmen Wohlklang und harmoniert bestens mit dem Sopran Jicias. Voll auf ihre Kosten kommen die Liebhaber von Tenorstimmen. Juan Diego Flórez hat seinerzeit seinen Ruhm mit Rossini-Partien begründet, auch 2016 hatte er noch den leichten, mühelosen Ansatz, den dieser Komponist von seinen Sängern verlangt. Inzwischen ist Flórez ins Spinto-Fach gewechselt, eine natürliche Entwicklung. In seinem Gegenspieler in der Handlung erwächst ihm allerdings auch stimmlich bedeutende Konkurrenz im damals noch aufstrebenden, inzwischen an die Spitze gelangten Michael Spyres.

Dessen große Arie und das spätere Duett sind die vokalen Höhepunkte der Aufführung. Kongenial begleitet vom  Orchester und Chor des Teatro Comunale di Bologna unter der versierten Stabführung von Michele Mariotti erlebt man ein Fest der Stimmen. Bedauerlich, dass parallel dazu dem Auge nur Tristesse geboten wird.

Gioachino Rossini
La Donna del Lago

Michele Mariotti    Dirigent
Damiano Michieletto   Regisseur

Unitel  764404

zuerst erschienen bei http://www.klassik-begeistert.de

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