Rimski-Korsakows „Goldener Hahn“ an der Komischen Oper Berlin profitiert von der Dichte der reduzierten Inszenierung

Rimski-Korsakows „Goldener Hahn“ an der Komischen Oper Berlin profitiert von der Dichte der reduzierten Inszenierung
Der goldene Hahn Nikolai Rimski-Korsakow Oper in drei Akten [1907] Libretto von Wladimir I. Belski nach einem Märchen von Alexander S. Puschkin Musikalische Leitung: James Gaffigan Inszenierung: Barrie Kosky Szenische Einstudierung: Denni Sayers Bühnenbild: Rufus Didwiszus Kostüme: Victoria Behr Choreographie: Otto Pichler Dramaturgie: Olaf A. Schmitt Chöre: David Cavelius Licht: Franck Evin Choreographische Einstudierung: Joseph Gebrael Foto: Monika Rittershaus

Rimski-Korsakows Oper, 1909 in Moskau uraufgeführt, hat ein Märchen Puschkins als Quelle des Textes. Gemeint war es zur Zeit der Uraufführung als verhohlene Kritik an Zar Nikolaus II., den die Zensur in der Gestalt des faulen und mäßig intelligenten Königs Didon aber nicht erkannte.

Barrie Kosky hat für seine Inszenierung ein ungewöhnliches Ambiente entwickelt. Man sieht einen Weg in freier Landschaft, wenig ansprechende Vegetation mit einem verdorrten Baum, auf dem der goldene Hahn seinen Platz einnehmen wird. Didon tritt in etwas zerlumpter Kleidung auf, trägt aber eine schlichte Krone. Einzig die geheimnisvolle Königin von Schemacha bringt später ein wenig Schönheit ins Spiel.

Der goldene Hahn, Nikolai Rimski-Korsakow © Monika Rittershaus

Die grandiosen Chorsolisten der Komischen Oper sind sämtlich als Pferde verkleidet, Koskys Regie gelingt es, der Gruppe tatsächlich pferdetypisches Verhalten wie nervöses Tänzeln beizubringen, einmal mehr muss man seine Kunst der Personenführung bewundern. Es sind oft nur kleine Details, die aber Wirkung zeigen, wie die rhythmischen, schlangenartigen Bewegungen der Königin, wenn sie auf einem einfachen Hocker Platz nimmt.

Überwiegen in dem Stück anfangs die heiteren Momente, verdüstert sich mit der Handlung auch die Szene. Rufus Didwiszus’ Bühnenbild ist in seiner tristen Einfachheit eine optimale Folie für die abwechslungsreiche Handlung, im Zweifelsfall ermöglicht das verwilderte Steppengras beste Möglichkeiten für  Auf-und Abgänge.

Der goldene Hahn, Nikolai Rimski-Korsakow © Monika Rittershaus

Dmitry Ulynov ist, wie schon auf der ersten Station dieser Inszenierung in Lyon, der stimmgewaltige König Didon. Ihm gelingt ein stimmiges Porträt des einfältigen Königs, der sich selbst um Kopf und Kragen bringt. Sein Bass ist durchaus zu feiner Differenzierung fähig. Ein wenig enttäuschend die Königin der Kseniia Proshina, die im Spiel überzeugt, aber deren Timbre nicht ganz den ihr zugedachten Liebreiz entwickelt. Glockenhell und rein der Sopran Julia Muzychenkos, die dem titelgebenden Hahn ihre Stimme leiht. Eine Klasse für sich auch die Aufseherin Margarita Nekrasovas, die ihre Rolle mit geradezu orgelnder Tiefe ausstattet. Auch der Tenor James Kryshak kann in der kleinen aber wichtigen Rolle des Astrologen überzeugen.

Der neue Generalmusikdirektor der Komischen Oper, James Gaffigan, erweist sich auch im slawischen Repertoire als sichere Bank, ein guter Teil des Premierenerfolges geht auch auf sein Konto.

Beim jubelnden Schlussapplaus kann man auch nach der zweiten Premiere abseits der Behrenstraße beruhigt feststellen: wo Komische Oper draufsteht, ist auch Komische Oper drin!

Der goldene Hahn, Nikolai Rimski-Korsakow © Monika Rittershaus

Nikolai Rimski-Korsakow
Der goldene Hahn

König Didon   Dmitry UlynovDie Königin von Schemacha   Kseniia ProshinaAmelfa   Margarita NekrasovaDer Astrologe   James KryshakStimme des goldenen Hahns   Julia Muzychenko

Inszenierung   Barrie Kosky
Bühnenbild   Rufus Didwiszus
Dirigent   James Gaffigan

Komische Oper Berlin, Premiere am 28. Januar 2024

zuerst erschienen bei http://www.klassik-begeistert.de

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