Rachel Willis-Sørensen schließt an die Tradition großer Strauss-Sopranistinnen an

Rachel Willis-Sørensen schließt an die Tradition großer Strauss-Sopranistinnen an

Die Kombination von den schönheitstrunkenen so genannten „Vier  letzten Liedern“ und der Schluss-Szene aus der letzten Oper des Komponisten, „Capriccio“, hat es schon häufiger auf Tonträgern gegeben. Sie bietet sich auch an, da sie beide aus der letzten Phase von Richard Strauss’ kompositorischer Tätigkeit stammen, und in ihrer völlig anachronistischen Melodienseligkeit die prominentesten Beispiele für dessen Instrumentierungs- und Phrasierungskunst darstellen.

Diese Lieder und die Rolle der Gräfin in „Capriccio“ waren bereits für Generationen von Strauss-Sängerinnen ein dankbares Vehikel, um in den weit ausschwingenden Kantilenen ihr Timbre auszustellen. Von Elisabeth Schwarzkopf über Lisa della Casa, Anna Tomowa-Sintow, Kiri te Kanawa bis Renée Fleming, die wunderbare Elisabeth Söderström nicht zu vergessen, war die Fülle des Wohllauts zu bestaunen. Zumeist waren diese Stimmen von einem silbern anmutenden Timbre, einem Perlmutt-Schimmer gekennzeichnet, was vorzüglich zu dieser Musik passte.

Die Sopranistin Rachel Willis-Sørensen, die in den letzten Jahren eine schnelle Karriere gemacht hat, verfügt ebenfalls über ein kostbares Timbre, wobei man es eher mit Goldbronze als Silber verbindet. Die Stimme ist ein wenig dunkler als jene der erwähnten Fachkolleginnen, was der Musik aber durchaus gut bekommt. Sicher führt die Sängerin ihren groß dimensionierten Sopran durch die halsbrecherischen Klippen des Liederzyklus, der die Gedichte Hermann Hesses und Eichendorffs in kunstvolle Kantilenen verwandelt. Ohne Anstrengung gelingen ihr auch die Registerwechsel und exponierten Stellen in den Liedern.

Den etwas leichteren Konversationston der Gräfin trifft sie ausgezeichnet und macht dieses große Solo zu einer lebendigen Szene. Zur Freude des Hörers wird der Gesangsszene auch die vorausgehende Mondschein-Musik vorangestellt.

Die Begleitung durch das Gewandhausorchester Leipzig unter seinem Dirigenten Andris Nelsons kommt beinahe einem Ritterschlag für die Sopranistin gleich. Der Aufwand war aber durchaus lohnend, der wunderbar differenzierte Orchesterklang dieses Spitzenorchesters gibt der Einspielung das nötige Volumen und die solistische Qualität der einzelnen Musiker.

Schade, dass der Spieler der Solovioline in „Beim Schlafengehn“ und der Hornist in der Mondscheinmusik nicht namentlich genannt werden. Verdient hätten sie es!

Insgesamt lässt sich feststellen, das Willis- Sørensen sich würdig in die Reihe prominenter Interpretinnen dieser Musik einreiht. Man darf auf weitere Kostproben ihrer Gesangskunst gespannt sein.

Rachel Willis-Sørensen
Strauss    Four last Songs

Gewandhausorchester Leipzig
Andris Nelsons   Dirigent

Sony 19439921722

zuerst erschienen bei http://www.klassik-begeistert.de

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