Meyerbeers „L‘Africaine“ stellt sich mit neuem alten Titel vor

Meyerbeers „L‘Africaine“ stellt sich mit neuem alten Titel vor

Als Giacomo Meyerbeer , mit seinen Grand Operas der Beherrscher der Pariser Opernszene, im April 1864 starb, war seine letzte Oper L’Africaine zwar vollendet, aber noch nicht aufgeführt. Der Komponist hatte bei vorhergehenden Werken die Einstudierung stets selbst überwacht, was im Fall des nachgelassenen Werkes auf Bitten von Meyerbeers Witwe der Komponist Fétis übernahm. 
Meyerbeer selbst hatte die Handlung noch von Ostafrika nach Indien verlegt, was zur Umbenennung in Vasco da Gama führte. Fétis machte diese Änderung rückgängig und griff auch darüber hinaus in das Werk ein. Erst seit der Herausgabe einer historisch kritischen Ausgabe bei Ricordi, wird das Werk endlich in seiner authentischen Version aufgeführt. Sie liegt auch der hier zu hörenden Aufführung am Opernhaus Frankfurt von 2018 zugrunde.

Meyerbeers kolossale große Opern sind heute nur noch selten auf der Bühne zu erleben, obwohl sie interessante Rollen für Sänger bereithalten und durchaus bühnenwirksam sind. Für die hier aufgezeichnete Aufführung von 2018 muss man doppelt dankbar sein, bietet der Katalog doch nur wenige ältere Aufnahmen vom Graumarkt.

Die Frankfurter Oper hatte für ihre Produktion eine ganze Reihe hervorragender Sänger zur Verfügung, konnte das Werk zum großen Teil aus dem Ensemble besetzen. Andreas Bauer-Kanabas setzt seinen dominanten Bass für den Präsidenten des Rates, Don Pedro ein, Brian Mulligans ausdrucksvoller Bariton charakterisiert den unglücklich liebenden Nélusko als interessante, zwiespältige Figur. Kirsten MacKinnon verleiht der Inès mit kräftigem Sopran der am Ende siegreichen Liebenden Format.

Ein Glücksfall ist die Besetzung der Hauptrollen. Claudia Mahnke, deren ausdrucksvoller Mezzosopran für jedes Fach geeignet erscheint, liefert ein in allen Lagen beeindruckendes Porträt der unglücklichen Sklavin, später Königin. Die Meyerbeer’schen Kantilenen gelingen ihr ebenso, wie die dramatischen Ausbrüche.

Der Titelfigur Vasco da Gama wird Michael Spyres in jeder Hinsicht gerecht. Er ist auftrumpfender Eroberer und sensibler Liebender gleichermaßen, sein mit virilem Timbre ausgestatteter Baritenor setzt die Glanzlichter der Aufführung. Inzwischen ist der Tenor endgültig auf dem Weg zur Weltspitze, was sich damals in Frankfurt bereits abzeichnete.

Antonello Manacorda leitet das Frankfurter Opern- und Museumsorchester umsichtig, ist den Sängern ein rücksichtsvoller Begleiter und hält die Aufführung solide zusammen. Ein wenig mehr Temperament aus dem Orchestergraben hätte man sich aber stellenweise gewünscht.

Es ist erfreulich, dieser Oper endlich wieder, und dazu noch in authentischer Form unter dem richtigen Titel zu begegnen. Die wenigen Szenenfotos der Aufführung im Booklet lassen ahnen, warum man auf eine Veröffentlichung der Aufführung auf Bildträgern verzichtet hat.

Giacomo Meyerbeer
Vasco da Gama

Chor der Oper Frankfurt
Frankfurter Opern-und Museumsorchester

Antonello Manacorda

Naxos 8.660558-60

zuerst erschienen bei http://www.klassik-begeistert.de

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