Jakub Jozef Orlinskis Orfeo besiegt selbst die Furien

Jakub Jozef Orlinskis Orfeo besiegt selbst die Furien

Glucks Orfeo-Vertonung zählt zu den erfolgreichsten und meistgespielten Werken der Operngeschichte. Dabei war der Ritter Gluck keineswegs der erste Komponist, der sich an dem antiken Stoff des Sängers Orpheus versuchte. Aber seine Version setzte sich deutlich an die Spitze der Orpheus-Opern.

Der Sänger des Orpheus bestreitet in Glucks Fassung den Gesang beinahe im Alleingang. Interessant, dass diese dankbare Rolle von jeher Interpreten verschiedener Stimmlagen gefunden hat. Man kann diese Rolle von einem Tenor, einem Bariton, einem Mezzosopran, neuerdings auch von Countertenören hören. Philipp Jaroussky und Franco Fagioli haben das Werk auch auf Platten eingespielt, die aktuelle Aufnahme mit Orlinski ist also bereits die dritte in dieser Stimmlage.

Für den polnischen Star-Counter ist der Orfeo eine Wunschpartie, nach zahlreichen Bühnenauftritten hat er sie nun auch in Warschau für Tonträger eingespielt, wobei er auch als Produzent für die Produktion auftrat.

Mit dem Giardino d’Amore wählte er ein renommiertes Barockensemble, das unter dem Dirigenten Stefan Plewniak, der Orlinski schon lange künstlerisch verbunden ist, und der Einspielung die nötige Authentizität verleiht. Auf dem barocken Klangteppich, der hier ausgelegt wird, können sich der Chor und die drei Solisten wunderbar entfalten.

Fatma Said verkörpert einen höchst resoluten Amor, ein ansprechendes Timbre mischt sich ausgezeichnet mit jenem von Euridice und Orfeo.

Für die Euridice bringt Elsa Dreisig alles mit, was man von dieser Rolle erwartet: kunstvoll ausgeführte Kantilenen, ein dramatischer Ansatz und eine technisch sauber geführte Sopranstimme.

Dreh- und Angelpunkt der Aufnahme ist aber natürlich der Orfeo Jakub Jozef Orlinskis. Auch unter den Countertenören nimmt der polnische Sänger eine Ausnahmestellung ein, seine bestechende Höhe hat Farbe und Fülle, wie man sie eher von einem weiblichen Sopran erwartet. Defizite in den tieferen Lagen kann er dadurch geschickt ausgleichen, und doch fehlt diese Komponente in der Gesamtwirkung der Stimme. Am Ende hat man es in dieser Aufnahme mit drei Sopranen zutun, dadurch wird die vokale Interpretation etwas höhenlastig.

Insgesamt hat die Einspielung aber eine hohe künstlerische Qualität und Dichte, aus den verschiedenen existierenden Fassungen der Oper hat man jene der Wiener Uraufführung von 1762 gewählt, die Orfeo und Euridice  ein glückliches Ende beschert.

Sehr ambitioniert das Artwork der Einspielung, das umfangreiche Booklet enthält mehrere künstlerische Fotoporträts der Sänger, Bilder von den Aufnahmesitzungen im Dezember 2023 in Warschau, sowie das Libretto im italienischen Original. Das Auge hört ja auch immer ein wenig mit!

Gluck
Orfeo & Euridice

Jakub Jozef Orlinski

Elsa Dreisig
Fatma Said
Il Giardino d’Amore
Stefan Plewniak

Erato  5054197897535

zuerst erschienen bei http://www.klassik-begeistert.de

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