Maria Cebotari- dieser Name weckt auch mehr als 70 Jahren nach dem frühen Tod der Sängerin bei vielen Opernfreunden schöne Erinnerungen. Die zahlreichen Schallplatten der Künstlerin, zum Teil auch ihre Filme haben in erstaunlicher Weise die Popularität Cebotaris konserviert.
Deshalb ist es erstaunlich, dass es seit einer Würdigung durch Antonio Mingotti unmittelbar nach dem Tod Cebotaris 1949, keine seriöse Biographie der Sängerin mehr in deutscher Sprache gegeben hat. Diese Lücke schließt nun das Buch von Rosemarie Kilius.
Verdienstvoll ist in jedem Fall die akribische Ausschöpfung von Quellen, die zahlreichen Zitate von Zeitgenossen, umfangreiche Auszüge aus Kritiken und das teilweise erstmalig veröffentlichte Bildmaterial.
Was durchgehend irritiert, sind die chronologischen Sprünge in der Erzählung, die sich in Teilen mehrfach wiederholen, und zu einer gewissen Holprigkeit des Stils beitragen. Im letzten Drittel führt die Autorin Briefe und Tagebuchnotizen einer besonders hartnäckigen Verehrerin Cebotaris ein, die in ihrer Schwärmerei doch reichlich sentimental und nur bedingt von inhaltlichem Wert sind.
Leider sind der Autorin auch einige sachliche Fehler unterlaufen, so erwähnt sie eine „Rigoletto“-Aufführung an der Dresdner Semperoper vom 20. Oktober 1944, obwohl das Haus am 31. August wie alle Deutschen Opernhäuser kriegsbedingt geschlossen wurde. Das mag nur eine Marginalie sein, aber es finden sich mehrere solche Ungenauigkeiten. Ein aufmerksames Lektorat wäre in diesem Fall vielleicht sinnvoll gewesen.
Wertvoll sind in jedem Fall die Anhänge, wie ein Rollenverzeichnis der Sängerin, eine Liste ihrer Wiener Auftritte (die unverständlicherweise erst ab 1947 erwähnt werden), Filmographien des Ehepaares Cebotari/ Diessl und ein Personenregister.
Die erstaunliche Präsenz und Nachwirkung, die Cebotaris Kunst bis heute ausmachen, sind hauptsächlich der großen Zahl ihrer Tonaufnahmen geschuldet, die den Zauber und die Virtuosität ihrer Gesangskunst in erstaunlicher Frische bewahrt haben. Umso schwerer verständlich ist die Tatsache, dass das Buch keine Discographie enthält, sind es doch die Tondokumente, durch die Maria Cebotari weiterlebt.
So bleibt als Fazit, dass man über diese in großer Verehrung geschriebene Biographie dankbar sein muss, weil sie viele Details erstmals zusammenführt. Vielleicht lassen sich die ärgerlichen Flüchtigkeitsfehler in einer späteren Neuauflage korrigieren.
Für alle, immer noch zahlreichen Bewunderer Maria Cebotaris ist dieses Buch allerdings ein Muss!
Rosemarie Kilius
Maria Cebotari: „Ich lebe, um zu singen“
Frank & Timme
Verlag für wissenschaftliche Literatur
zuerst erschienen bei http://www.klassik-begeistert.de