Maria Callas: Fakten, Fakten, Fakten – auf subjektives Deuten wird hier verzichtet

Maria Callas: Fakten, Fakten, Fakten – auf subjektives Deuten wird hier verzichtet

Die Literatur über Maria Callas, „Primadonna assoluta“ des 20. Jahrhunderts, ist kaum mehr zu überblicken. Oft sind es voyeuristische Biographien, die mehr auf das Privatleben der Sängerin fokussieren, ernsthafte Beschäftigungen mit der Künstlerin sind seltener.

Im Dezember 2023 ist nun der 100. Geburtstag der Callas, was sich natürlich auch auf dem Buchmarkt niederschlägt. Anfang des Jahres erschien eine umfangreiche, eher geschwätzige Biographie, die sich anmaßte, auch über die Gedanken der Sängerin und den Verlauf von Vier-Augen-Gesprächen Bescheid zu wissen. Davon hebt sich Helge Klauseners Buch wohltuend ab.

Der bekennende Callas-Fan verfolgt einen völlig anderen Ansatz, und legt sein Buch als Chronik des Lebens der Callas an. Obwohl die Sängerin bereits mit 54 Jahren starb, war ihr Leben mehr als reich an Ereignissen künstlerischer wie privater Natur. Klausener ordnet die Ereignisse dieses Lebens streng chronologisch, und lässt sie unkommentiert. So bleibt die Schilderung dieses bewegten Lebens immer objektiv, der Verzicht auf subjektive Deutungen ist am Ende ein Gewinn.

Auch mittels der nüchternen Fakten erschließt sich die Dynamik dieser ungewöhnlichen Karriere und die Rastlosigkeit der stets getriebenen Maria Callas. Die Entwicklung der Karriere ist durch gut recherchierte Aufführungsdaten, wie auch ausgewählte Rezensionen lückenlos dokumentiert. Selbstverständlich sind bei allen Aufführungen auch sämtliche Mitwirkenden genannt.

Auch die Aufnahmetätigkeit der Callas ist bis ins Detail festgehalten. Man erfährt die genauen Aufnahmedaten und -Orte von Maria Callas’ berühmten Plattenaufnahmen. Mitschnitte von Life-Auftritten werden ebenfalls akribisch vermerkt, wodurch man praktisch ein komplettes Verzeichnis aller Bild- und Tonaufnahmen erhält. Auch Interviews werden aufgelistet, eine größere Zahl von Äußerungen prominenter Zeitgenossen schärft weiter das Bild der Sängerin, ohne sich in Spekulationen zu verlieren.

Klauseners Methode ist wahrscheinlich der beste legitime Weg, sich einer historischen Persönlichkeit anzunähern, über die auch viel Unseriöses publiziert wurde. Als Kompendium und Nachschlagewerk für alle an der Callas Interessierten wird das Buch bleibenden Wert behalten!

Helge Klausener

Maria Callas
Tag für Tag – Jahr für Jahr

Eine Chronik

Hollitzer

zuerst erschienen bei http://www.klassik-begeistert.de

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