Mahlers Auferstehungs- Symphonie leuchtet wie ein Licht in der Dunkelheit

Mahlers Auferstehungs- Symphonie leuchtet wie ein Licht in der Dunkelheit

Nur einen Tag nach dem Bayerischen Staatsorchester konnte man in Berlin im Rahmen des Musikfestes ein zweites Münchner Spitzenorchester erleben. Die Münchner Philharmoniker, die im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg ihres Putin-nahen Chefs Gergiev verlustig gingen, lieferten mit der Litauerin Mirga Gražinitė-Tyla den Beweis, dass es sehr gut auch ohne ihn geht, und dass Frauen am Dirigentenpult allmählich häufiger anzutreffen sind.

Münchner Philharmoniker © Judith Buss

Mahlers ausladendes, spirituelles Werk entstand sicher nicht zufällig bald nachdem der Komponist vom Judentum zum Katholizismus konvertiert war. Es ist schon eine sehr katholische Gläubigkeit, die sich darin manifestiert, aber die Inbrunst, mit der die gläubige Gewissheit der Auferstehung auskomponiert wurde, verfehlt ihre Wirkung nicht. Wer würde nicht gerne an ein ewiges Leben glauben?

Für ein Spitzenorchester wie die Münchner Philharmoniker ist ein Werk dieser Größenordnung ein Schaustück, auch diesmal konnten alle Musiker einzeln und im Kollektiv überzeugen. Die Dirigentin arbeitete die langsameren und zarteren Passagen der wuchtigen Partitur gekonnt heraus, es gelang ihr so, die Architektur des Werkes besser verständlich und ausgewogener zu machen. Der Philharmonische Chor München lieferte vom ersten leisen Einsatz bis zum donnernden Finale Chorgesang auf allerhöchstem Niveau.

Hervorragend besetzt auch die Solistinnen. Der Sopran von Talise Trevigne und noch mehr der satte Mezzo von Okka von der Damerau waren weitere Pluspunkte der Aufführung. Bedauerlich nur, dass man die Sängerinnen etwas unvorteilhaft an einem exponierten Punkt im großen Saal platziert hatte, was ihren Soli viel an Klangvolumen kostete.

Quelle: https://www.kulturvision-aktuell.de/okka-von-der-damerau/
Quelle: https://music.gsu.edu/profile/talise-trevigne

Auffällig die Mimik und Zeichengebung der Dirigentin. Sie beherrschte den riesigen Apparat des Orchesters in Großbesetzung, den Chor und die Solisten in beispielhafter Weise.

Mahlers 2. Symphonie nimmt auch im Werk Gustav Mahlers eine Sonderstellung ein. Sie ist noch deutlich den „Wunderhorn-Symphonien“ zuzuordnen, Mahler zitiert darin sich selbst mit zwei Wunderhorn-Liedern. Gleichzeitig ist sie schon ein Vorgriff auf die Monumentalität der Symphonien ab der 5. In ihrer innigen Gläubigkeit wirkt sie aber ungemein emotional und tröstet wie ein Licht in der Dunkelheit.

Großer, verdienter Jubel am Ende für die Gäste aus München in der diesmal voll besetzten Philharmonie.

Mirga Gražinytė-Tyla, Foto: Thomas Grill

Gustav Mahler
Symphonie Nr.2 „Auferstehung“

Talise Trevigne  Sopran
Okka von der Damerau  Mezzosopran

Philharmonischer Chor München
Münchner Philharmoniker

Mirga Gražinitė-Tyla  Dirigentin

Philharmonie Berlin, 12. September 2023

zuerst erschienen bei http://www.klassik-begeistert.de

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