Barrie Kosky verbreitet Optimismus und Kreativität
„Hope for the best- expect the worst° hat sich der quirlige Intendant der Komischen Oper Berlin für diese durch Corona auf den Kopf gestellte Theaterwelt vorgenommen. An diesem sommerlichen Donnerstag präsentiert er auf der verwaisten Bühne seines Hauses die nötig gewordenen Änderungen im Spielplan für die Monate bis Dezember 2020.
Kreativität ist gefragt, um unter den gegebenen Umständen so etwas wie ein Programm zu kreieren, dass den strengen behördlichen Auflagen gerecht wird, und trotzdem für das Publikum attraktiv ist. Kosky wäre nicht der, den die Berliner für seine Quirligkeit und seine originellen Einfälle lieben, hätte er nicht innerhalb weniger Wochen einige sehr respektable Kaninchen aus dem Hut gezaubert. Zwei Wörter hat er in diesem Zusammenhang zu Unwörtern erklärt, nämlich „klein“ und „reduziert“.
Er sagt völlig zutreffend: wenn Dagmar Manzel Pierrot Lunaire singt, dann ist das doch nicht klein. Oder über die neu ins Programm gehievte „Großherzogin von Gerolstein“: Offenbach selbst hat die Orchesterbesetzung dafür jeweils den Umständen der Aufführung angepasst. Positives Denken ist angesagt, kurz erinnert Kosky auch daran, wie viel komfortabler die gegenwärtige Situation für Deutsche Opernhäuser ist, als beispielsweise für britische und amerikanische Häuser.
Foto: © Jan Windszus: Barrie Kosky
Pierrot Lunaire mit Dagmar Manzel war schon vor Corona in dieser Form geplant, und wird am 30. September Premiere haben. Neu ins Programm kommt eine Neufassung von Offenbachs „Großherzogin von Gerolstein“ (31. Oktober). Für den unterbeschäftigten Chor hat sich David Cavelius etwas Besonderes einfallen lassen: unter dem Titel „Mondnacht“ werden spezielle Arrangements von Schumann-Liedern für gemischten Chor und Streichorchester aufgeführt. (14. November)
Glucks „Iphigenie auf Tauris“ wird in einer Inszenierung Barrie Koskys ohne Bühnenbilder, nur auf die drei Hauptdarsteller fokussiert gezeigt. (5. Dezember)
Wie geplant kann die traditionelle konzertante Operette, diesmal Paul Abrahams „Blume von Hawaii) gezeigt werden. (20. Dezember)
Eine Konzertreihe, Igor I-III, wird ausschließlich Kompositionen von Igor Strawinsky bringen, Dirigent ist der GMD Ainars Rubikis.
Der Bariton-Star des Hauses, Günter Papendell, wird an zwei Abenden Schuberts Winterreise interpretieren, worauf man gespannt sein darf.
Kosky macht unmissverständlich klar, dass er flexibel auf alle Entwicklungen der Corona- Krise reagieren will, sollten vorzeitige Lockerungen möglich sein, würde der Spielplan kurzfristig angepasst. Die Planung ab Januar 2021 belässt man vorerst wie sie ist, in der Hoffnung, dass bis dahin wieder so etwas wie Normalität einkehrt. Wenn nicht, würde man kurzfristig neue Ideen und Formate entwickeln. Niemandem kann und will man das so gerne glauben, wie Barrie Kosky.
zuerst erschienen bei http://www.klassik-begeistert.de