Jonas Kaufmann und Ludovic Tézier in perfekter Harmonie, aber…

Jonas Kaufmann und Ludovic Tézier in perfekter Harmonie, aber…

Duette zwischen Tenören und Bariton- oder Bass-Stimmen finden sich in der Opernliteratur wesentlich seltener als Tenor/Sopran-Duette, schließlich gibt es in der Oper keine gleichgeschlechtlichen Liebespaare, zumindest offiziell nicht, wobei das Duett Carlos-Posa aus Verdis „Don Carlos“ deutlich homoerotische Atmosphäre vermittelt.

Für die Schallplatte haben sich bereits verschiedene Paarungen der beiden Stimmlagen ins Studio begeben. Prominentestes Beispiel waren Jussi Björling, der schwedische Spitzentenor und der amerikanische Bariton Robert Merrill. Deren 1950/51 eingespielte Duette sind in ihrer Verschmelzung der beiden Stimmen bis heute unerreicht. Später traten Placido Domingo und Sherill Milnes etwas weniger überzeugend in deren Fußstapfen.

Für Kaufmann und Tézier ist die Latte also reichlich hoch gelegt. Beide Sänger sind häufig zusammen aufgetreten, was eine gewisse Vertrautheit bedingt, die dieser Produktion zugute kommt. Kaufmanns Tenor ist eher dunkel timbriert, der Bariton Téziers dagegen ungewöhnlich hell. Das hat den nicht unbedingt wünschenswerten Effekt, dass passagenweise die Stimmen schlecht zu unterscheiden sind.

Puccini ist mit dem Duett aus „La Boheme“, Almicare Ponchielli mit jenem aus „La Gioconda“ vertreten. Den Löwenanteil der CD nehmen die Duette und Szenen aus den historisch korrekt hier französisch gesungenen „Les Vépres Siciliennes“ und „La Forza del Destino“ ein, flankiert von dem ebenfalls französisch gesungenen Carlos-Posa-Duett aus „Don Carlos“ und jenem von Otello und Jago.

Beide Sänger zeigen sich in stimmlich ausgeruhter Verfassung, die Aufnahmen entstanden in Rom im Corona-Frühling 2021. Der Wettstreit der Stimmen erfolgt zwar freundschaftlich, aber ein wenig wird doch permanent die Lautstärke hochgeschraubt, eine speziell bei Kaufmann häufig festzustellende Untugend. Stellenweise wird es zu laut, um nicht zu sagen gebrüllt. Ein wenig polarisiert der Sänger Kaufmann, neben fast schon fanatischen „Fans“ gibt es doch auch nicht wenige kritische Stimmen über ihn. Bei aller Anerkennung seiner Qualitäten sind auch in diesen Aufnahmen für den Tenor typische Unarten festzustellen. Viele Töne werden unschön gestemmt, Kaufmanns Tendenz ganze Phrasen mit der Kopfstimme zu singen, ja beinahe zu falsettieren, ist Meilen von einer italienischen Gesangskultur entfernt, ohne Namen nennen zu wollen, waren die Tenöre des italienischen Faches der 1950er bis 1970er-Jahre aus ganz anderem Holz geschnitzt.

Insgesamt muss man aber feststellen, dass diese CD hält, was die bekannten Namen versprechen. Antonio Pappano ist ein erfahrener Operndirigent und sorgt mit seinem römischen Orchester für mehr als nur eine adäquate Begleitung. Sein Sinn für musikalische Dramaturgie ist ein großes Plus für diese CD. Die Fans der beiden Sänger wird sie glücklich machen!

INSIEME
Opera Duets

Jonas Kaufmann & Ludovic Tézier

Orchestra dell’Academia
Nazionale di Santa Cecilia
Antonio Pappano

Sony 19439987002

zuerst erschienen bei http://www.klassik-begeistert.de

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