Hans Rotts Symphonie macht deutlich, was die Musikwelt durch seinen frühen Tod verlor

Hans Rotts Symphonie macht deutlich, was die Musikwelt durch seinen frühen Tod verlor

Viel hätte nicht gefehlt, und der 1884 mit nur 25 Jahren verstorbene Komponist Hans Rott wäre völlig in Vergessenheit geraten. Erst 1989, mehr als hundert Jahre nach seinem frühen Tod, wurde die Partitur dieser gewaltigen, einzigen Symphonie des Komponisten in einem Archiv wieder entdeckt und gedruckt. Seither staunt die Fachwelt und das Publikum über dieses Werk eines früh Vollendeten, das er im Alter von nur 21 Jahren komponiert hatte. Bald danach musste er in eine Irrenanstalt eingewiesen werden, wo ihn mit 25 Jahren eine Lungenentzündung von längerem Leiden erlöste.

Hans Rott war ein Schüler Anton Bruckners, der ihn als seinen Lieblingsschüler bezeichnete. Mit dem fast gleichaltrigen Gustav Mahler verband ihn eine Freundschaft, Mahler beklagte wie Bruckner den Verlust, den die Musik durch Rotts frühen Tod erlitten hätte.

Stellenweise erinnern einzelne Passagen der Symphonie an Mahlers Wunderhorn-Musiken, sie sind allerdings deutlich früher entstanden als Mahlers erste symphonische Werke. Auch Anklänge an den Lehrer Anton Bruckner beeinträchtigen nicht die deutliche Eigenständigkeit von Rotts Stil. Ihm gelingt in vier Sätzen ein spätromantisches Prachtgemälde. Der Grundton ist feierlich getragen, fast hymnisch. Es überwiegen die langsamen Sätze, lediglich im Scherzo klingen vereinzelt ländliche Tanzweisen an, für Augenblicke ist man an ähnliche Passagen bei Gustav Mahler erinnert. Das Werk klingt in einem ungewöhnlich langen langsamen Satz aus, der sich zu einer wahren Schlussapotheose steigert.

Jakub Hrůša war nach eigener Aussage von dem Werk schon beim ersten Hören fasziniert und hat es nun mit „seinen“ Bamberger Symphonikern für Tonträger eingespielt. Das renommierte Orchester läuft unter seinem jugendlichen Chefdirigenten zur Höchstform auf.

Kombiniert wird die Symphonie durchaus sinnstiftend mit dem Andante allegretto „Blumine“, das ursprünglich als zweiter Satz von Gustav Mahlers 1. Symphonie gedacht war. Zusätzlich erklingt das Symphonische Präludium von Anton Bruckner. So ist Rotts Symphonie in den Zusammenhang mit seinem Lehrer Bruckner und Freund Mahler gestellt.

Hrůšas Einspielung trifft bereits auf die Konkurrenz mehrerer Aufnahmen dieses Werkes, dürfte aber in seiner leidenschaftlichen Realisierung darin einen Spitzenplatz behaupten.

Hans Rott
Symphonie Nr.1

Gustav Mahler
Andante allegretto „Blumine“

Anton Bruckner
Symphonisches Präludium C-moll

Bamberger Symphoniker
Jakub Hrůša

Deutsche Grammophon 4862932

zuerst erschienen beihttp://www.klassik-begeistert.de

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