Eine lohnende Entdeckung: Die polnische Nationaloper „Halka“ konzertant in der Philharmonie Berlin

Polen feiert in diesem Jahr den 200. Geburtstag seines nach Frédéric Chopin berühmtesten Komponisten, Stanislaw Moniuszko. Um dessen in Westeuropa weitgehend unbekanntes Werk vorzustellen und zu seinen Ehren schickt das Polnische Kulturinstitut eine Neuproduktion der Posener Oper von Moniuszkos bekanntester Oper „Halka“ in konzertanter Form auf Tournee.

So kam Berlin in den Genuss, ein hier kaum je gespieltes Werk zu erleben. „Halka“ ist so etwas wie die Nationaloper Polens, vergleichbar in ihrer Bedeutung mit Smetanas „Verkaufter Braut“ oder Webers „Freischütz“ für die jeweiligen Kulturkreise. Der überwältigende Erfolg seiner Oper in Polen lag wohl auch in seiner politischen Botschaft begründet. Leibeigene und privilegierter Adel werden hier konfrontiert, das einfache Volk kommt nachdrücklich zu Wort.

Natürlich war der Komponist Moniuszko nicht frei von Beeinflussung durch die damals dominierende italienische Oper, aber er findet in Halka doch zu einer eigenständigen musikalischen Sprache und Handschrift. Trotz der dramatischen Handlung bleibt der Grundton dieser Oper doch eher lyrisch, speziell die Figur der Halka, hier verkörpert durch die ausgezeichnete Magdalena Nowacka, verströmt das Unglück des betrogenen und verlassenen Mädchens in wunderbaren Lyrismen.

Ihr zur Seite steht der bemerkenswerte Tenor Dominik Sutowicz, der Halkas Jugendfreund Jontek mit Leidenschaft ausstattet. Was für eine Stimme! Als der böse Edelmann Janusz kann sich Lukasz Golinski durchaus hören lassen, ebenso seine Braut Zofia, der Magdalena Wilczynska-Gos ihren hellen Sopran leiht. Den Sängern gelingt es, mit nur angedeutetem Spiel auf dem Podium ein wenig Bühnenatmosphäre herzustellen.

Chor und Orchester der Posener Oper befinden sich auf einem erfreulich hohen Niveau, unter Gabriel Chmuras kompetenter Leitung blieb da kein Wunsch offen. Das Publikum feierte alle Beteiligten zu Recht, und dankte mit langem Applaus für einen besonderen Abend, der das bekannt hohe Niveau dieses Theaters bestätigte.

Ich hatte das Glück, diese Oper schon einmal, bei einem Besuch Warschaus im Jahr 1978 am dortigen Nationaltheater zu hören. Schon damals wünschte ich mir, dieses Werk wieder zu hören, was nun mit einiger Verspätung gelungen ist. Damals wie heute wundere ich mich, dass Halka von westeuropäischen Bühnen völlig ignoriert wird. Das Werk hat doch einige interessante Rollen, temperamentvolle Chöre und eine, selbst in einer halbszenischen Aufführung mitreißende Dramatik. Vielleicht helfen ja diese konzertanten Aufführungen des Jubiläumsjahres, das Werk auch außerhalb Polens bekannter zu machen.

Philharmonie Berlin, 1. Oktober 2019

Stanislaw Moniuszko, Halka – Konzertante Aufführung

Magdalena Nowacka: Halka
Dominik Sutowicz: Jontek
Lukasz Golinski: Janusz
Magdalena Wilczynska-Gos: Zofia

Chor und Orchester des Opernhauses Poznan
Gabriel Chmura: Dirigent

zuerst veröffentlicht bei www.klassik-begeistert.de

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