Frau ohne Schatten – der Neuköllner Oper gelingt hier ein subtiles Kammerspiel – unbedingt anschauen

Frau ohne Schatten – der Neuköllner Oper gelingt hier ein subtiles Kammerspiel – unbedingt anschauen

Berlins viertes und kleinstes Opernhaus, die Neuköllner Oper, ist immer wieder für Überraschungen gut. Die kleine Bühne im migrantischen Hotspot Berlins wagt sich an Werke, die man eigentlich nur den großen Häusern zutraut. Im Fall der Frau ohne Schatten, große Oper von Strauss/Hofmannsthal, gelingt hier ein subtiles Kammerspiel, das durchaus einen erweiterten Blick auf das Werk ermöglicht.

Die Protagonisten bewegen sich zwischen dem Publikum, es gibt kaum Kulisse oder Requisite, auch die Kostüme sind nur stilisiert. Vielleicht entwickelt sich aber gerade daraus die Dichte der Aufführung, der Spannungsbogen der nahezu zwei Stunden dauernden Aufführung bleibt stets gewahrt.

Das umfangreiche Werk musste natürlich gekürzt werden, wobei äußerst geschickt vorgegangen wurde und die Logik der Dichtung Hofmannsthals erhalten blieb. Für die Regie zeichnet Ulrike Schwab verantwortlich, musikalisch arrangiert und geleitet wurde der Abend von Tobias Schwencke.

Für die anspruchsvollen Partien wurde ein ausgezeichnetes junges Team gefunden. Allen voran glänzt die Kaiserin von Hrund Ósk Árnadóttir, die ihren großen Sopran in den Bögen der Strauss’schen Kantilenen aufblühen lässt. Markant und schneidend die Amme von Catrin Kirchner, leider durch Indisposition gehandicapt die Färbersfrau von Franziska Junge. Dem Kaiser gibt Chunho You tenoralen, kräftigen Schmelz, sein sonorer Widerpart als Barak ist Joa Helgesson, der die Wärme dieser Figur glaubhaft macht. Ein Kabinettstück liefert David Ristau, der sowohl in tiefer Stimmlage, als auch im Falsett gleich mehrere Partien übernimmt.

Das überschaubare Orchester von gerade einmal einem Dutzend Musiker wird seiner Aufgabe mehr als gerecht, die Partitur von Richard Strauss bleibt auch in dieser Reduktion immer erkennbar.

Frau ohne Schatten
Ein Musiktheaterabend nach Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal

Neuköllner Oper, 27. August 2023

zuerst erschienen bei http://www.klassik-begeistert.de

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