Franco Fagioli kehrt mit seinem Mozart-Album zu seinen Wurzeln zurück

Franco Fagioli kehrt mit seinem Mozart-Album zu seinen Wurzeln zurück

Der argentinische Countertenor mit italienischen Wurzeln, Franco Fagioli wurde zunächst zum Bariton ausgebildet, bevor er zum Fach des Countertenors wechselte und seit Jahren einer der führenden Interpreten dieses Stimmfaches ist. In zahlreichen wieder entdeckten Barockopern, u.a. von Leonardo Vinci profilierte sich der Sänger mit geradezu unglaublichem Stimmumfang zum Star der Barockszene.

In der nun veröffentlichten CD, die bereits 2020 aufgenommen wurde, widmet sich Fagioli ausschließlich Arien und Kantaten von W.A. Mozart, dessen Kompositionen für den Künstler seinerzeit am Anfang seiner Begeisterung für die Musik standen. Das Programm umfasst Partien, die ursprünglich für Kastraten geschrieben waren, wenn sie auch in der heutigen Aufführungspraxis zumeist von Mezzosopranen gesungen werden.

Wenig bekannt ist, dass die Kantate „Exsultate jubilate“, ein sehr populäres Werk für einen Mailänder Kastraten geschrieben wurde, der auch die Uraufführung sang. Heute ist das Stück ein dankbares Vehikel für die Brillanz von Koloratursopranen, es ist Fagiolis Verdienst, dass man es nun wieder von einer den Kastraten ähnlichen Stimmlage hören kann.

Der Sesto in der Oper „La Clemenza di Tito“ wurde ebenfalls für einen Kastraten konzipiert, in der Prager Uraufführung aber von einem Mezzosopran gesungen, was auch der heutigen Aufführungspraxis entspricht.

Die Partie des Ramiro in „La finta giardinierea“, von der insgesamt drei Arien enthalten sind, war von Mozart ebenfalls einem Kastraten zugedacht, das gleiche gilt für die Arie des Cecilio aus „Lucio Silla“. Interessant, dass der Ausschnitt aus der Kantate „Davide penitente“ auf einen Ausschnitt der großen C-moll-Messe zurückgreift.

Franco Fagioli  ist bei dieser Musik in seinem Element. Die bewundernswerte Agilität seiner vokalen Mittel macht sich hier bezahlt, sein Stimmumfang erlaubt es ihm, auch die tieferen Register bruchlos in seine Gesangslinie einzubeziehen. Was der Sänger an Koloraturen, Trillern, gleichzeitig aber auch tiefen Tönen abliefert, könnte in so mancher Sopranistin Neid aufkommen lassen. Sängern wie Fagioli ist es zu danken, dass die verloren geglaubte Virtuosität der Kastraten wieder nachvollziehbar geworden ist.

Im Kammerorchester Basel unter seinem Dirigenten Daniel Bard findet Fagioli kongeniale Begleiter, die ihm einen perfekten barocken Klangteppich ausbreiten. Die kluge Auswahl des Programmes ist auch musikhistorisch interessant, kann man doch bekannte Stücke erstmals in der original vorgesehenen Stimmlage hören. Nicht nur für die zahlreichen Fans Franco Fagiolis eine lohnende Produktion!

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Franco Fagioli

Kammerorchester Basel
Daniel Bard

Pentatone

zuerst erschienen bei http://www.klassik-begeistert.de

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