Eine interessante Veröffentlichung fernab des musikalischen Mainstreams: Igor Kuljerićs “Glagolitisches Requiem” mit Ivan Repušić

Eine interessante Veröffentlichung fernab des musikalischen Mainstreams: Igor Kuljerićs “Glagolitisches Requiem” mit Ivan Repušić

Der kroatische Dirigent Ivan Repušić ist seit der Saison 2017/18 Chefdirigent des Münchner Rundfunkorchesters. Es verwundert also nicht, dass er die sakrale Komposition seines 2006 verstorbenen Landsmannes Igor Kuljeric, der in seiner Zeit eine zentrale Figur des kroatischen Musiklebens war, mit „seinem“ Münchner Rundfunkorchester aufführen wollte.

Das 1996 uraufgeführte Werk feierte zu diesem Zeitpunkt auch die endlich nach langer Zeit und einem blutigen Krieg erlangte staatliche Unabhängigkeit Kroatiens. Kuljeric greift gleichermaßen auf traditionelle Strukturen der heimatlichen Sakralmusik zurück wie auch auf moderne Stilelemente. Orgel, Harfe, Glocken und Vibrafon tragen wesentlich zum polyphonen Klangbild bei. Ein gemischter Chor und vier Solisten bilden den mächtigen Apparat, der für die Realisierung des Requiems erforderlich ist.

Die Verwendung der traditionellen glagolitischen sakralen Sprache, wie bereits Leos Janacek sie im frühen 20. Jahrhundert für seine Glagolitische Messe wählte, ist eine Seltenheit in der Kirchenmusik und gibt dem Werk zusätzlichen lokalen Bezug. Das sechsteilige, groß dimensionierte Werk entwickelt eine eindrucksvolle Klangmächtigkeit. Das im Februar 2020 in der Münchner Herz-Jesu-Kirche aufgezeichnete Konzert ist von großer atmosphärischer Dichte, man kann förmlich spüren, dass die Aufführung für Repusic eine Herzensangelegenheit war, aber auch die Gesangsolisten Kristina Kolar (Sopran), Annika Schlicht(Mezzosopran), Eric Laporte (Tenor) und Ljubomir Puscaric (Bariton) stellen sich engagiert in den Dienst des Werkes.

Gleichsam als Bonus ist auf der CD auch noch eine Studio-Einspielung der Hymne an die Freiheit des ebenfalls kroatischen Komponisten Jakov Gotovac zu hören. Ein klangschönes, aber etwas pathetisches Werk, in dem der Chor des Bayerischen Rundfunks als mächtiger Klangkörper auftrumpfen kann.

Insgesamt eine interessante Veröffentlichung fernab des musikalischen Mainstreams.

zuerst erschienen bei http://www.klassik-begeistert.de

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