Wem, außer Musikwissenschaftlern ist der Name der Komponistin Emilie Mayer und ihr umfangreiches Oeuvre noch ein Begriff? Dabei lohnt sich ein genauerer Blick auf diese nach ihrem Tod schnell in Vergessenheit geratene Komponistin durchaus.
Die 1812 als Tochter eines Apothekers im mecklenburgischen Friedland geborene Emilie erhielt ab dem fünften Lebensjahr Klavierunterricht und scheint sich schon früh für ein Leben als Komponistin entschieden zu haben, was speziell für die damalige Zeit ungewöhnlich war. Nach dem Tod des Vaters ist sie finanziell unabhängig, mehrere Jahre nimmt sie danach Unterricht bei Carl Loewe in Stettin, der für ihre künstlerische Entwicklung wohl eine große Rolle spielte. Neben Liedern und Kammermusik entstanden Konzertouvertüren, Chöre, ein Singspiel und insgesamt acht Symphonien, von denen zwei auf der hier vorliegenden CD zu hören sind.
Mayer, die beinahe identische Lebensdaten mit Richard Wagner hat, war in ihrer Zeit erstaunlich erfolgreich, man führte ihre Werke auf, die meisten erschienen im Druck. Nach ihrem Tod durch eine Lungenentzündung 1883 geriet sie erstaunlich schnell in Vergessenheit, obwohl man sie schon als „weiblichen Beethoven“ bezeichnet hatte. Tatsächlich orientiert sich der Stil ihrer Symphonien an klassisch-romantischen Vorbildern, sie entwickelte aber eine durchaus eigenständige musikalische Sprache.
Ihre 3. Symphonie in C-Dur trägt den Zusatz „Sinfonie Militaire“ im Namen, und ist wohl durch die Revolution 1848 inspiriert, deren Zeugin Emilie Mayer in Berlin wurde. Die 6. Symphonie, hier erstmals auf Tonträgern erschienen, trägt schon deutliche Züge der Romantik und gleichzeitig besticht sie durch ihre emotionale Tiefe und künstlerische Reife der Komponistin.
Dem Philharmonischen Orchester Bremerhaven und seinem Chefdirigenten Marc Niemann ist es zu danken, dass mit dieser Einspielung ein weiterer Versuch stattfindet, diese zu Unrecht vergessene Komponistin wieder ins Bewusstsein der Musikwelt zurückzuholen. Mayers klar strukturierter Kompositionsstil macht auf weitere Ausgrabungen neugierig. Im letzten Jahr erschien endlich eine umfassende Biographie Mayers von der Historikerin Barbara Beuys. Viele Kompositionen Emilie Mayers sind aber noch nicht einmal im Druck erschienen, also böte sich für die Forschung ein reiches Feld.
Emilie Mayer
Symphonies Nos. 6 & 3
Philharmonisches Orchester Bremerhaven
Marc Niemann
Hänssler Classic HC 22016
zuerst erschienen bei http://www.klassik-begeistert.de