Die Komische Oper Berlin wagt einen optimistischen Ausblick auf die Saison 2020/21

Nichts geschieht augenblicklich nicht nur im Berliner Kulturbetrieb wie gewohnt, die besonderen Zeiten, die uns das Corona-Virus beschert hat, erfordern den Verzicht auf lieb gewonnene Dinge, wie z.B. die launige jährliche Spielplan-Präsentation durch Barry Kosky, den Intendanten der Komischen Oper.

Nun, Kosky hat auch durch Corona seinen Humor nicht verloren, er präsentiert in einem nahezu halbstündigen Video die Details der kommenden Spielzeit, garniert mit kurzen Statements von Mitwirkenden neuer Produktionen. Sein Optimismus wirkt einmal mehr ansteckend, er lässt keinerlei Zweifel daran aufkommen, dass die Saison 2020/21 so stattfinden wird, wie er sie ankündigt. Und er hat sich und seinem Haus ein sehr starkes Programm verordnet.

Als erste Premiere ist Janaceks Katja Kabanova angesetzt, dafür kehrt Maria Bengtsson an das Haus zurück, an dem sie ihre internationale Karriere begann. Gesungen wird in der tschechischen Originalsprache.

Dagmar Manzel, der das Haus schon so viele Erfolgsproduktionen verdankt, wünschte sich und bekommt das anspruchsvolle Melodram Arnold Schönbergs „Pierrot Lunaire“, kombiniert mit zwei kurzen Monodramen Samuel Becketts.

Die Sparte Kinderoper kann wieder mit einer spektakulären Uraufführung aufwarten: Kurt Weill hatte eine Vertonung des Klassikers Tom Sawyer begonnen, das Werk aber nie vollendet. Kai Tietje hat das nachgelassene Material Weills durch einige weitere Stücke des Komponisten ergänzt und arrangiert, er wird bei der Produktion auch am Pult stehen.

Kurt Weill, der im Mittelpunkt der kommenden Spielzeit stehen wird, ist auch mit einer Neuproduktion von „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“, inszeniert vom Hausherrn selbst, vertreten. Ainars Rubikis, der GMD des Hauses wird dirigieren, besetzt wird weitgehend mit bewährten Kräften des Hauses.

Weill, dessen 120. Geburtstag es dieses Jahr zu feiern gilt, nimmt einen prominenten Platz im Programm der kommenden Spielzeit ein. Konzertant wird zu den Kurt-Weill-Tagen auch das Stück „Der Silbersee“ aufgeführt, wobei diese Produktion eine gemeinsam erarbeitete Aufführung von Schauspielern des Berliner Ensembles, und Sängern der Komischen Oper sein wird. Die 10-tägigen Kurt-Weill-Tage werden gemeinsam vom Berliner Ensemble, der Komischen Oper und der Biennale der Berliner Philharmoniker veranstaltet. Am 14. Februar wird ein Symposium über Weill, Brecht und das Berlin der 20er Jahre unter dem Titel „Berlin im Licht?“ stattfinden.

Die traditionelle konzertante Operette um die Weihnachtszeit wird diesmal Paul Abrahams bekanntestes Werk „Die Blume von Hawaii“ sein, bei der man auf die Mitwirkung Katharina Thalbachs gespannt sein darf.

Johann Strauss‘ Zigeunerbaron, am Haus erst einmal und zwar von Walter Felsenstein inszeniert, kehrt in der Regie von Tobias Kratzer, der letztes Jahr mit seiner Tannhäuser-Inszenierung in Bayreuth Furore machte, an die Behrenstraße zurück.

Unmittelbar danach folgt eine radikal verfremdete Fledermaus, das bekannteste Werk des Wiener Walzerkönigs. Unter dem Titel „Die Rache der Fledermaus“ präsentieren die Geschwister Pfister ihre witzig-schräge Bearbeitung der Erfolgsoperette.

Der Hausherr widmet sich als Regisseur auch der nächsten Premiere der Spielzeit „ Les Boreades“ von Jean-Philippe Rameau, für den Kosky eine besondere Vorliebe hat und bereits zum dritten Mal ein Werk des Franzosen bringt. Dirigieren wird der Barock-Spezialist Konrad Junghänel.

„Oedipe“ das bekannteste Werk des rumänischen Komponisten George Enescu errscheint nach 20 Jahren wieder auf einer Berliner Bühne. Der britische Bariton Leigh Melrose, Spezialist für Werke des 20. Jahrhunderts übernimmt die Titelrolle, GMD Ainars Rubikis steht am Pult.

Den Abschluss bildet eine Übernahme von den Salzburger Festspielen, nämlich Koskys Inszenierung von Offenbachs „Orpheus in der Unterwelt“. Mit Max Hopp und Günther Papendell stehen dabei zwei besondere Lieblinge des Berliner Publikums auf der Bühne.

Vom 16.-18. April steht wieder ein Tango-Festival auf dem Programm.

Der Schwerpunkt der Neuinszenierungen liegt in der kommenden Spielzeit auf Werken des 20. Jahrhunderts und speziell bei Kurt Weill.

Unter den zahlreichen Wiederaufnahmen dürfen natürlich auch die Kult-Inszenierung der „Zauberflöte“ und „Anatevka“ nicht fehlen.

Barry Kosky bringt es eigentlich in jeder Spielzeit fertig, in Bezug auf Kreativität und Vielseitigkeit die beiden konkurrierenden Berliner Häuser ziemlich alt aussehen zu lassen.

zuerst erschienen beihttp://www.klassik-begeistert.de

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