Busonis „Doktor Faust“ wird in Florenz wiederbelebt

Busonis „Doktor Faust“ wird in Florenz wiederbelebt

In dieses Jahr fällt nebst vielen anderen runden Geburts-und Sterbejahren auch der 100. Todestag Ferruccio Busonis. Dies scheint der willkommene Anlass für eine Neuinszenierung seiner letzten, unvollendet gebliebenen Oper beim Maggio Musicale Fiorentino im letzten Jahr gewesen zu sein. Viel zu selten bekommt man dieses ungewöhnliche Werk zu sehen und zu hören.

In Florenz verwendet man die vom Schüler Busonis, Philipp Jarnach erstellte Fassung der Schlussphase des Werkes. In dieser Form erlebte sie 1925 in Dresden ihre Uraufführung. Der von Busoni selbst verfasste Text betont die mystische Komponente des Stoffes und ist für sich schon durchaus interessant.

Die Florentiner Aufführung treibt die Hommage an Busoni auch optisch auf die Spitze, Dietrich Henschel tritt in der Maske des Komponisten auf, auch beinahe sämtliche mitwirkenden Männer sind als Busoni verkleidet, bzw. halten sich Busoni-Masken vors Gesicht. Das ist ein wenig befremdend, hat aber auch seinen Reiz.

Der Regisseur Davide Livermore entfesselt bereits in den beiden Vorspielen einen Budenzauber, der gut zu der mystischen Grundstimmung des Werkes passt. Die Szenerie bleibt durchgängig dunkel. In dem in Parma spielenden ersten Bild wird der Doktor Faust als Klaviervirtuose präsentiert, eine überdeutliche Anspielung auf Busonis eigenes Virtuosentum. Livermore gestaltet die szenischen Abläufe trotz des abstrakten Stoffes erstaunlich transparent und sinnvoll. Das lässt trotz der gut zweieinhalb Stunden dauernden Aufführung keine Leerläufe entstehen. Das große Plus der Produktion sind die ausgezeichneten Sänger. Dietrich Henschels Bariton als Faust bildet die Gebrochenheit des Charakters bestens ab, der Mephistopheles von Daniel Brenna ist mit seinem schneidenden, heldischen Tenor der ideale Widerpart. Die einzige weibliche Rolle, die der verführten Herzogin von Parma wird von Olga Bezsmertna mit schönen, geschmeidigen Soprantönen ausgestattet. Positiv fällt auch der Tenor Joseph Dahdah auf, der sowohl als Soldat, als auch als Herzog von Parma gute Figur macht.

Cornelius Meister realisiert Busonis stilistisch schwer einzuordnende Partitur mit kompetentem Fingerspitzengefühl, die Koordination von Bühne, Orchester und Chor lässt nichts zu wünschen übrig. Man darf hoffen, dass die hundertste Wiederkehr des Todestages Busonis weitere Aufführungen und Einspielungen auslösen wird. Der italienisch-deutsche Virtuose und Komponist hätte größere Aufmerksamkeit verdient. Diese geglückte Aufführung aus Florenz macht jedenfalls Appetit auf mehr aus dessen Feder.

Ferruccio Busoni
Doktor Faust

Orchester und Chor des Maggio Musicale Fiorentino

Regie  Davide Livermore
Dirigent  Cornelius Meister

Dynamic 57998

zuerst erschienen bei http://www.klassik-begeistert.de

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