Allegro con brio: Vorschau auf das Musikfest Berlin 2020

Das traditionelle Musikfest Berlin will dieses Jahr als ein Fest für Beethoven und die Musik unserer Zeit verstanden werden. Die Ehrungen für Beethoven im Jahr seines 250. Geburtstages waren zahlreich geplant, nicht wenig davon ist aber der Stilllegung des Kulturbetriebes in diesen Wochen zum Opfer gefallen. Man kann Beethoven durchaus als ein spätes Corona-Opfer betrachten.

Das Musikfest Berlin findet erst ab dem 31. August statt, was für einen Ablauf wie geplant hoffen lässt. Nach alter Tradition werden dazu mehrere auswärtige, aber auch Berliner Orchester für Konzerte in die Philharmonie eingeladen.

Den Auftakt macht am 29.8. das Concertgebouworkest Amsterdam unter Francois-Xavier Roth mit einem Beethoven, Wolfgang Rihm und der britischen Komponistin Rebecca Saunders gewidmeten Programm.

Vom 30.8. bis zum 27.9. interpretiert der Pianist Igor Levit an acht Abenden Beethovens 32 Klaviersonaten im Kammermusiksaal der Philharmonie, sicher ist dies ein Highlight des Festivals.

Am 31.8. gastieren erstmals im Rahmen des Musikfests die Bamberger Symphoniker unter ihrem Chefdirigenten Jakob Hrusa, der erst kürzlich sehr erfolgreich bei den Philharmonikern gastierte. Auf dem Programm steht neben Josef Suks Asrael-Symphonie ein Stück von Arnulf Herrmann (*1968) für Sopran und Orchester.

Im Kammermusiksaal stellt Francois-Xavier Roth am 1. September mit dem von ihm gegründeten Ensemble Les Siecles drei französische Zeitgenossen der Musik Beethovens gegenüber, die hierzulade kaum bekannten Komponisten Gossec, Mehul und Bologne.

Am 3. September findet im großen Saal die Uraufführung von Heiner Goebbels (*1952) A House of Cull. My imaginary notebook durch den Auftraggeber Ensemble Modern Orchestra statt.

Am 4.9. widmet sich John Eliot Gardener mit dem Monteverdi Choir und dem Orchestre Revolutionnaire et Romantique Beethovens opus magnum, der Missa Solemnis.

Das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter seinem Chefdirigenten Vladimir Jurowski führt am 5.9. Werke von Anton Webern, Alban Berg und Alfred Schnittke mit der Gesangssolistin Anne Schwanewilms auf.

Für eine weitere Uraufführung sorgt am 6.9. das Konzerthausorchester unter Christoph Eschenbach: Zum ersten Mal erklingt das Auftragswerk des Orchesters, ein Violinkonzert von Christian Jost (*1963), Christian Tetzlaff ist der Solist.

Am 7.9. steht ein ausschließlich Werken von Rebekka Saunders gewidmetes Konzert auf dem Programm. Das Orchester der Lucerne Festival Alumni 2020 spielt unter Ilan Volkov.

Andris Nelsons gastiert mit dem Gewandhausorchester Leipzig am 8.9. Auch diese haben eine Uraufführung im Gepäck: Prolog „dem großen Beethoven gewidmet“ von Sofia Gubaidulina, kombiniert mit Wagners Vorspiel zum Tannhäuser und Beethovens 8. Symphonie.

Am 9.9. ist im Kammermusiksaal erneut ein ausschließlich Rebecca Saunders gewidmetes Konzert mit dem Ensemble Musikfabrik zu hören.

Sir Antonio Pappanao gastiert mit dem Orchestra e Coro dell‘ Accademia Nazionale di Santa Cecilia, Rom am 10.9. mit einem eigenwilligen Programm. Beethovens Große Fuge wird in der Fassung für Streichorchester aufgeführt, Arnold Schönbergs Fünf Orchesterstücke op. 16 erklingen in der späten Fassung von 1949. Igor Levit ist der Solist des selten zu hörenden Klavierkonzertes mit Männerchor von Ferruccio Busoni.

Ein zweites Mal, nämlich am 11.9. gastiert das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter Vladimir Jurowski. Beethovens 5. Symphonie wird ein Werk von Rebekka Saunders, die Metamorphosen von Richard Strauss, sowie Anton Weberns Variationen für Orchester gegenüber gestellt.

Berliner Philharmoniker. Foto: Monika Rittershaus

Die „Hausherren“, die Berliner Philharmoniker spielen unter Daniel Harding am 11.9. ein neues Auftragswerk von Olga Neuwirth (*1968), sowie Mahlers 5. Symphonie.

Tradition ist das alljährliche Gastspiel der Deutschen Oper Berlin in der Philharmonie. Im Beethoven-Jahr hat man dafür „Leonore“, die Urfassung der Oper „Fidelio“ gewählt, GMD Donald Runnicles dirigiert das Werk am 15.9.

Donald Runnicles. Foto: Simon Pauly

Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen führt am 16.9. das Requiem von Luigi Cherubini, sowie ein Stück von Wolfgang Rihm auf.

Ein zweites Mal sind die Berliner Philharmoniker unter ihrem Chefdirigenten Kirill Petrenko am 17.9. zu erleben. Neben „Ein Sommermärchen“ von Josef Suk und „Empreintes“ von Iannis Xenakis ist das Violinkonzert Alban Bergs, gespielt von Frank Peter Zimmermann zu hören.

Auch das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin unter Robin Ticciati bestreitet ein Konzert am 21.9., neben Beethovens 4. Symphonie wird je ein Werk von Edward Elgar und Wolfgang Rihm erklingen.

Am 23.9. gibt es im Kammermusiksaal ein ausschließlich Wolfgang Rihm gewidmetes Konzert mit einer Uraufführung und prominenten Solisten. Der Bariton Christian Gerhaher, der Klarinettist Jörg Widmann musizieren mit Mitgliedern der Berliner Philharmoniker.

Abermals ein eindrucksvolles Programm, auf das man gespannt sein darf. Was ein wenig befremdet, ist die starke Präsenz der britischen Komponistin Rebecca Saunders. Von der Preisträgerin des Ernst von Siemens-Musikpreises werden nicht weniger als 14 einzelne Werke in 7 verschiedenen Konzerten zu hören sein, sehr prominent ist auch ihr Lehrer Wolfgang Rihm vertreten. Das erscheint ein wenig einseitig, und droht die Ausgewogenheit des Programms zu beeinträchtigen.

zuerst erschienen bei http://www.klassik-begeistert.de

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