TREMOR – Musik, die berührt und in den Bann zieht

TREMOR – Musik, die berührt und in den Bann zieht

Tremor, das bedeutet zittern, beben. Der so benannte Liederzyklus thematisiert das große Erdbeben von Lissabon am 1. November 1755. Bei dieser größten Naturkatastrophe der letzten Jahrhunderte starben nicht nur über 100 000 Menschen, es zerstörte auch weite Teile der Stadt. Einzelne Spuren sind noch heute im Stadtbild erkennbar und das Beben ist so etwas wie ein kollektives Trauma für Lissabon.

Der Komponist Nuno Côrte-Real beschäftigt sich in diesem Zyklus von Liedern in abstrakter Form mit der Thematik dieser Katastrophe für seine Heimatstadt. Der Text besteht aus Gedichten von Pedro Mexia.
Côrte-Real ist heute einer der wichtigsten portugiesischen Komponisten der Gegenwart und Begründer des Ensemble Darcos, das er nicht zuletzt im Hinblick auf seine eigenen Kompositionen zusammenstellte.

Zusammen mit der bereits sehr erfolgreichen Sopranistin Bárbara Barradas erfährt der Liederzyklus eine Interpretation von großer Geschlossenheit und Intensität.

Es soll in dem Zyklus nicht eine reale Geschichte erzählt werden, viel mehr geht es um abstrakte Stimmungen und Aspekte, die nur indirekt auf das historische Beben bezogen sind. Man meint, eine  melancholisch-depressive Grundstimmung herauszuhören, deutliche Assoziationen zum so genannten Fado stellen sich her, jener für die Region typischen musikalischen Sprache.

Die insgesamt fünfzehn Lieder werden von Bárbara Barradas hohem, äußerst modulationsfähigem Koloratursopran facettenreich und mit starkem Ausdruck vorgetragen. Die Instrumentation schreckt nicht vor schroffen Momenten zurück, wobei sie sich jeweils stark auf die Liedtexte Mexias bezieht. Es ist erfreulich, dass diese Texte im aufwendig gestalteten Booklet dreisprachig abgedruckt sind, was den Zugang zu der ausdrucksstarken Lyrik doch sehr erleichtert.

„Angst und Erschütterung“, „Die Erde bebt“, „Ein greller Sonnenuntergang“ gehören zu den vertonten Gedichten Mexias, die über eine atmosphärische Dichte verfügen, die in Verbindung mit der ausgezeichneten Singstimme und dem engagiert spielenden Kammermusik-Ensemble Darcos eine beeindruckende Aufführung zustande bringen. Die Musik ist eingängig und berührend, man ist sofort in den Bann dieser traurigen Melodien gezogen. Eine bemerkenswerte, rundum gelungene Produktion!

Nuno Côrte-Real TREMOR

Ars  38 334

zuerst erschienen bei http://www.klassik-begeistert.de

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