Staatsoper Berlin: Rolando Villazon bekommt Buh-Rufe in “Pelléas et Mélisande”

Staatsoper Berlin: Rolando Villazon bekommt Buh-Rufe in “Pelléas et Mélisande”
© Tatjana Dachsel

Die Wiederaufnahme der legendären Ruth-Berghaus-Inszenierung an diesem schwül-feuchten Maisonntag stand unter keinem allzu glücklichen Stern. Dabei hatte die Staatsoper Unter den Linden ihren Generalmusikdirektor sowie eine höchst prominente Besetzung für die Hauptpartien aufgeboten.

Debussys einzige vollendete Oper ist wahrhaft keine leichte Kost, eine gewisse Enttäuschung über das Gehörte war einem Teil des Publikums auch deutlich anzumerken. Daniel Barenboim dirigierte den Pelléas zum ersten Mal. Zwar konnte er „seiner“ Staatskapelle Berlin durchaus schöne Klangfarben entlocken, sein Dirigat fiel aber insgesamt erheblich zu breit aus und der in diesem Werk ohnehin schwer zu haltende Spannungsbogen wollte sich nicht recht einstellen.

Zwei Rollendebüts an diesem Abend konnten unterschiedlicher nicht ausfallen: die französische Mezzosopranistin Marianne Crebassa sang ihre erste Mélisande beseelt und zart und war stimmlich wie darstellerisch der ruhende Pol, bot eindeutig die stärkste Leistung dieses Abends.

Rolando Villazon, der einst gefeierte Tenor, versucht seit einer Weile mit Bariton-Partien eine Rückkehr auf die Opernbühne, sein Pélleas-Debüt erschöpfte sich allerdings im Sprechgesang und die wenigen Versuche, zu einer Gesangslinie zu finden, endeten kläglich. Die Stimme gehorcht ihm nicht mehr, daher bleibt er vorsichtshalber sehr leise, was natürlich die musikalische Architektur des Werkes erheblich beeinträchtigt.

Als wahrer stimmlicher Berserker erwies sich einmal mehr Michael Volle als Golaud. Was Villazon zu leise war, war Volle zu laut. Sein teutonisch sprödes Timbre klang nicht wirklich angenehm, und die schwierige Balance dieses impressionistischen Dramas kippte durch ihn endgültig.

In kleineren Rollen waren Anna Larsson, Dominic Barberi, Wolfgang Schöne und ein ausgezeichneter Tölzer Chorknabe zu hören. Letzterer wurde vom Publikum, das nach über drei Stunden etwas erschöpft wirkte, begeistert gefeiert. Lediglich Villazon musste sich einige Buhs gefallen lassen, die aber keineswegs unverdient waren. Ein Abend der gemischten Gefühle.

Staatsoper Unter den Linden, Berlin, 27. Mai 2018
Claude Debussy, PELLÉAS ET MÉLISANDE

Zuerst erschienen bei www.klassik-begeistert.de

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