Martin Plüddemanns Balladen: Eine lohnenswerte Entdeckung

Martin Plüddemanns Balladen: Eine lohnenswerte Entdeckung

Der Name des Komponisten Martin Plüddemann dürfte heute höchstens noch Musikwissenschaftlern bekannt sein. Sein Werk, das hauptsächlich aus Balladen und Gesängen im Stile seines Vorbildes Carl Loewe besteht, geriet im Laufe des 20. Jahrhunderts im Gegensatz zu dem Loewes fast völlig in Vergessenheit.

Dabei hatte Plüddemann einen durchaus eigenständigen Stil kreiert und die gesungene Ballade weiterentwickelt. Neben kurzen pointierten Liedern finden sich geradezu ausladende Balladen von annähernd zwanzig Minuten Länge. Der Komponist fühlte sich berufen, die Tradition Loewes fortzusetzen und wurde nicht müde, seine Kompositionen selbst vorzutragen, wobei er sich selbst am Klavier begleitete. 1854 in Kolberg geboren, hatte er mehrfach intensiven Kontakt zu Richard Wagner und wurde zu einem seiner größten Bewunderer. Seine eigenen Kompositionen sind davon aber nicht wirklich beeinflusst.

In zwei Schaffensperioden komponierte er auf Texte Goethes, Heines, Wilhelm Müllers, Uhlands über 40 Balladen, darunter sehr originelle Titel wie „Loewes Herz“, das die tatsächlich stattgefundene separate Beisetzung von Carl Loewes Herz über der Orgel des Stettiner Domes thematisiert. Eine andere ist eine Huldigung an den toten Arthur Schopenhauer an dessen Bahre. Aber auch heitere Lieder wie „Die Katzen und der Hausherr“ gelangen ihm vortrefflich. Der Komponist starb bereits 1897 im Alter von nur 43 Jahren.

Der Bariton Ulf Bästlein hat zusammen mit dem Pianisten Hedayet Jonas Djeddikar die verdienstvolle Aufgabe übernommen, auf 2 CDs insgesamt 33 Lieder und Balladen Plüddemanns einzuspielen, die größtenteils zum ersten Mal auf Tonträgern erscheinen.

Es ist tatsächlich eine sehr lohnende Entdeckung, die man beim Durchhören der Edition machen kann. Plüddemann hatte einen eigenständigen Stil entwickelt, der dem Text die Vorherrschaft einräumt, die umfangreichen Texte wollen und müssen auch verständlich vorgetragen werden. Dass dies in exemplarischer Form geschieht, ist das Verdienst des Baritons Ulf Bästlein, der seinem runden, weichen Bariton eine Vielfalt von Farben und Nuancen mitzugeben weiß, und auch in den langen Balladen niemals eintönig klingt. Dazu kommt eine brillante Textverständlichkeit, die das Mitlesen der Texte überflüssig macht, und den Sänger wohltuend von der jüngeren, kaum textverständlichen Generation von Interpreten abhebt.

Bästleins saubere Artikulation und Phrasierung sollte ein Lehrbeispiel sein. Adäquat unterstützt wird Bästlein vom Pianisten Hedayet Jonas Djeddikar, im Zusammenspiel erreichen die beiden Künstler eine perfekte Partnerschaft.

Es wäre zu wünschen, dass diese engagierte Produktion dem Komponisten Plüddemann und seinen Balladen wieder zu größerer Beachtung verhilft. Lohnend ist die Beschäftigung damit in jedem Fall!

Martin Plüddemann

Balladen , Lieder und Legenden

Ulf Bästlein  BaritonHedayet Jonas Djeddikar  Piano

NAXOS 8.551460-61

zuerst erschienen bei http://www.klassik-begeistert.de

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