Auf den drei DVDs dieser Box lässt uns die Pianistin Margarita Höhenrieder an ihrer Beschäftigung mit den fünf Klavierkonzerten Beethovens teilnehmen. Diese künstlerische Reise, die in Aufnahmen von 2008 bis 2021 dokumentiert wurde, gibt tiefe Einblicke in das persönliche Credo dieser ausgezeichneten Pianistin, gleichzeitig erfährt man viel über die Werke und deren Entstehungsgeschichte.

Das erste, das C-Dur-Konzert ist eigentlich nach dem zweiten entstanden, welches aber durch eine spätere Überarbeitung in der Zählung auf dem zweiten Platz gelandet ist. Die Pianistin spielt das erste Konzert unter Fabio Luisi mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden bei einem Gastspiel im Münchner Gasteig 2008. Man kann förmlich die wechselseitige Inspiration zwischen diesem Spitzenorchester und der Solistin spüren, der erfahrene Fabio Luisi führt die Aufführung zu einem stark akklamierten Ereignis.

Beim zweiten, noch hörbar im Geiste und der Tradition Haydns und Mozarts komponierten Konzert erleben wir, wie auch beim dritten den legendären Leon Fleisher als Dirigenten. Fleisher, der am Beginn seiner Karriere einer der gefragtesten Pianisten weltweit war, musste sich schon in frühen Jahren einer Erkrankung wegen dem Dirigieren und Unterrichten zuwenden, als Lehrer genießt er bis heute hohes Ansehen. Vor vielen Jahren war Margarita Höhenrieder eine seiner Schülerinnen. Es ist berührend zu beobachten, wie zwischen den Beiden eine tiefe Sympathie und künstlerische Übereinstimmung besteht.

Das zweite Konzert, 2014 unter Leon Fleisher mit der Kammerphilharmonie Amadé aufgenommen, zeigt nicht nur die Pianistin, sondern auch den wissenden Dirigenten auf hohem künstlerischen Niveau. Es gelingt eine dichte, anrührende Interpretation. Beim dritten, 2015 ebenfalls von Fleisher dirigierten Konzert hören wir als Orchester das Württembergische Kammerorchester Heilbronn, das seiner Aufgabe souverän gerecht wird.

Mit einigem zeitlichen Abstand entstanden die Einspielungen des vierten und fünften Konzertes, letztere pandemie-bedingt 2021 im Münchner Prinzregententheater vor leerem Haus.

Das vierte Konzert, das letzte das Beethoven für sich selbst schrieb und es noch uraufführte, wird von den Bamberger Symphonikern unter Martin Haselböck exemplarisch dicht und spannungsreich gespielt. Höhenrieder erzählt in einer kurzen Videosequenz, dass sie den langsamen Satz dieses Konzerts als das beste empfindet, was der Komponist je geschrieben hat.

Im triumphalen fünften Konzert wird Höhenrieder vom Bayerischen Staatsorchester unter Bruno Weil begleitet. In einem nach dem Konzert, das dem eben verstorbenen Leon Fleisher gewidmet war, aufgezeichneten Gespräch zwischen Weil und der Pianistin wird die große künstlerische Übereinstimmung zwischen Dirigent und Solistin noch einmal deutlich.

Der Wert dieser Box besteht nicht nur in Höhenrieders pianistischer Brillanz, in den Videos, die den Konzerten  hinzugefügt wurden, erzählt die Pianistin viel über ihre lebenslange Beschäftigung mit den einzelnen Konzerten, macht kluge Anmerkungen, die auch für den Laien sehr interessant sind. Man lernt durch das Zuhören und Zusehen viel über Beethoven und den Kosmos dieser fünf so unterschiedlichen Konzerte.

Ein Höhepunkt ist ein Probenausschnitt des dritten Konzerts. An einer der Schlüsselstellen sehen Fleisher und Höhenrieder einander in die Augen, und ein Lächeln der Beiden signalisiert den künstlerischen wie menschlichen Gleichklang. Diese Box ist ein wertvolles Geschenk an alle Liebhaber Beethovens und virtuosen Klavierspiels!

Ludwig van Beethoven
The Piano Concertos

Margarita Höhenrieder

Accentus Music 70551

Foto: Margarita Höhenrieder, (c) Mat Hennek

zuerst erschienen bei http://www.klassik-begeistert.de