„L’elisir d’amore“ aus London: Hier landet die Regie einen Volltreffer

„L’elisir d’amore“ aus London: Hier landet die Regie einen Volltreffer

Alle Opernfreude kennen es: nicht wenige Aufführungen werden durch die aktuelle Theaterästhetik in einer Weise verfremdet, die das Werk bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Das Vergnügen an der Musik wird dadurch oft beeinträchtigt.

Umso größer ist die Freude, wenn man – selten genug – eine Operninszenierung zu sehen bekommt, die dem Werk gerecht wird, ästhetisch ansprechend ist, und reines Vergnügen bereitet. So geschehen bei diesem Elisir d’amore in der Regie von Laurent Pelly. Dabei sind die von ihm eingesetzten Mittel simpel. Ihm genügen eine größere Menge Strohballen, die Fassade einer schäbigen Trattoria, und der Blick in eine eher triste Landschaft in der italienischen Provinz als Ambiente, um die passende Ausgangsposition zu schaffen.

In der Folge gelingt es ihm, die Sänger zu ambitioniertem Komödiantentum zu verführen. Diese Oper Donizettis gehört zu den wenigen erfolgreichen Opernwerken der heiteren Art. Dem naiven jungen Nemorino wird durch den Quacksalber Dulcamara ein angeblicher Liebestrank aufgeschwatzt, der ihm seine spröde Angebetete Adina gewinnen soll. Das gelingt am Ende sogar, wenn der Liebestrank aber auch nur scheinbar eine Rolle dabei spielt.

Der Dirigent Sesto Quatrini gibt der Musik den nötigen Drive, hat Chor und Orchester des Königlichen Opernhauses gut im Griff und achtet sorgfältig auf die Sänger.

Der Nemorino ist mit dem Tenor Liparit Avetisyan typmäßig hervorragend besetzt, man glaubt ihm den etwas unbedarften Tolpatsch sofort, sein lyrischer Tenor von eher kleinem Format blüht aber in der Höhe wohlklingend auf. Etwas plump und eindimensional bleibt der Belcore von Boris Pinkhasovich, dessen Bariton man eine größere Geschmeidigkeit wünschen würde.

Liebreiz, Raffinement und glaubwürdiges Spiel zeichnen die Adina von Nadine Sierra aus. Selbst die exponierten Höhen ihrer Partie meistert sie mühelos, was ihr ein wenig fehlt, ist aber ein markantes persönliches Timbre. Den Wiedererkennungswert ihrer Stimme vermisst man am Ende doch.

Die dankbare Rolle des Dulcamara wird vom unverwüstlichen Bryn Terfel mit aller komödiantischen Pfiffigkeit ausgestattet, aber vom Stimmvolumen her klingt er seltsam ausgedünnt. Vielleicht hatte der Waliser aber auch nur einen schlechten Tag.

Am Ende bleibt von der Aufführung in erster Linie der gute Eindruck der stimmungsvollen, quirligen Inszenierung haften, was heute zu einer Seltenheit geworden ist.

Donizetti
L’elisir d’amore

Royal Opera House Covent Garden

Laurent Pelly  Regisseur
Sesto Quatrini  Dirigent

Opus Arte OABD7323D

zuerst erschienen bei http://www.klassik-begeistert.de

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