Die nach ihrer Uraufführung weltweit erfolgreiche Oper Erich Wolfgang Korngolds geriet nach dem Verbot von Korngolds gesamtem Werk durch die Nationalsozialisten in Vergessenheit. Die inzwischen weltweite Renaissance seiner Werke nahm mit dieser Oper ihren Anfang, inzwischen findet sie sich wieder auf internationalen Spielplänen.
Der nun auch als CD vorgelegte Mitschnitt stammt bereits aus dem Jahr 2010 und ist als DVD schon längere Zeit im Handel. Möglicherweise ist es die gewachsene Popularität der Hauptdarsteller und des Dirigenten Mikko Franck, die nun zur Veröffentlichung der Produktion der Finnischen Nationaloper geführt hat.
Dieses Werk wird hauptsächlich von dem Witwer Paul, und der Reinkarnation seiner verstorbenen Frau Marie in Gestalt der Tänzerin Marietta getragen. Es ist ein emotionales Kammerspiel, nur unterbrochen durch den Auftritt von Mitgliedern der Theatertruppe, der Marietta angehört. Am Ende erwacht Paul aus einem düsteren Traum und erkennt, dass er sich aus seiner Trauer und dem Kult um die Verstorbene lösen muss.
Als leichtfertige Marietta erleben wir mit Camilla Nylund eine Sängerin, die den weit gespannten Kantilenen und großflächigen vokalen Aufschwüngen Korngolds durchaus gewachsen ist und sich zum Zeitpunkt der Aufzeichnung auf der Höhe ihres Könnens befand. Problematischer muss man den Paul von Klaus Florian Vogt ansehen. Vogt ist ein Künstler, der stark polarisiert. Seinem nahezu körperlosen, an einen Knabensopran erinnernden Tenor fehlt es völlig an Virilität und baritonalem Kern. Was wir hören, ist über weite Strecken ein weinerlicher Grundton und ein Mangel an dem hier vom Komponisten verlangten Volumen. Es wirft ein bezeichnendes Licht auf die aktuelle Gesangsszene, dass gerade Vogt inzwischen sogar das heldische Wagnerfach singt, freilich ohne ihm gerecht zu werden.
In der dramaturgisch wichtigen Doppelrolle von Pauls Freund Frank und dem Fritz aus der Theatertruppe kann Markus Eiche mit seinem voll strömenden Bariton voll überzeugen. Die Haushälterin Brigitta von Sari Nordqvist bleibt mit ihrem spröden Mezzosopran nicht mehr als rollendeckend, in den kleinen Rollen der Theatertruppe bewähren sich Ensemblemitglieder der Finnischen Nationaloper in Helsinki, deren Chor, Kinderchor und Orchester unter Mikko Franck die polyphone Vielschichtigkeit von Korngolds Musik schwelgerisch auskosten. Es gelingt eine ungemein dichte Interpretation, mit dem Wermutstropfen der Besetzung des Paul.
Insgesamt aber eine Bereicherung des Katalogs, in dem Aufnahmen dieser inzwischen wieder ins Repertoire gewachsenen Oper Seltenheitswert besitzen.
Korngold Die tote Stadt
Finnish National Opera
Mikko Franck
Opus Arte OACD 9050D
zuerst erschienen bei http://www.klassik-begeistert.de