Kirill Petrenko versteht es immer wieder, reizvolle Programme für die Konzerte mit „seinen“ Berliner Philharmonikern zusammenzustellen. Auch diesmal gelingt es ihm, eine durchdachte und sinnvolle Dramaturgie für dieses in die Tristesse des grauen Hochwinters fallende Konzert zu finden.
Mit den Variationen über ein Thema von Haydn gelang Johannes Brahms einst eine eindrucksvolle Demonstration seiner Instrumentierungskunst. Vom zeitlichen Zusammenhang her gesehen könnte es eine Art Fingerübung für die zwei Jahre später entstandene erste Symphonie gewesen sein. Petrenko und seine Musiker greifen beherzt auf die virtuos ersonnenen Abwandlungen des ursprünglich eher simplen Themas von Haydn zu. Es entsteht eine eindrucksvolle Demonstration der Spielfreude und ausgewogenen Qualität dieses aus hervorragenden Solisten bestehenden Orchesters.
Eine gänzlich unterschiedliche Herausforderung stellen Schönbergs Variationen für Orchester dar. Auf Anregung Wilhelm Furtwänglers entstanden und 1928 von den Berliner Philharmonikern uraufgeführt, ist dieses Werk eine frühe Demonstration von Schönbergs Zwölfton-Technik und in seiner atonalen Gestalt ein krasser Gegensatz zu den zuvor gehörten Haydn-Variationen. Aber auch hier gibt es dem Klangkörper ausgiebig Gelegenheit, Spielfreude unter Beweis zu stellen, dem Dirigenten gelingt es, den roten Faden dieses Stückes erfahrbar zu machen.
Die an den Schluss des Konzertes gesetzte achte Symphonie Beethovens, ist die kürzeste seiner neun Symphonien. Zwischen der „Apotheose des Tanzes“ der siebten und dem Monolith der neunten Symphonie beweist das Stück stilistische Eigenheit und steht für sich. Üppig im Klang und ständig vorwärtsstrebend verfügt das Werk über so etwas wie Leichtfüßigkeit, die in Beethovens Musik nicht so häufig anzutreffen ist. Viele sehen in dem Werk sogar durchaus heitere, humorvolle Elemente. Warum diese so ungemein eingängige und fröhlich stimmende Symphonie vergleichsweise selten aufgeführt wird, ist schwer verständlich. Petrenko und das Orchester jedenfalls nutzen die Gelegenheit, mit einer straffen und energiegeladenen Realisierung einen Lichtstrahl in den wintergrauen Abend zu werfen. Das Publikum dankt es mit begeistertem Applaus.
Foto: Kirill Petrenko © Wilfried Hösl
Johannes Brahms
Variationen über ein Thema von Joseph Haydn B-Dur op. 56a
Arnold Schönberg
Variationen für Orchester op.31
Ludwig van Beethoven
Symphonie Nr.8 op.93
Kirill Petrenko Dirigent
Berliner Philharmoniker
Philharmonie Berlin, 25. Januar 2023
zuerst erschienen bei http://www.klassik-begeistert.de