Intime Einblicke in Schuberts Leben

Intime Einblicke in Schuberts Leben

Über das kurze und in Teilen auch traurige Leben des Wiener Komponisten Franz Schubert sind wenige Details allgemein bekannt. Das Bild vom bebrillten „Schwammerl“, so sein etwas abschätziger Spitzname zu Lebzeiten, hat nicht viele Facetten. Arm wäre er den größten Teil seiner gerade einmal 31 Lebensjahre gewesen, an der Syphilis wäre er gestorben und unzählige wunderschöne Lieder hätte er geschrieben, manche so populär, dass sie heute für Volkslieder gehalten werden. Das ist das gängige Schubert-Bild, dessen Leerstellen von dieser höchst inspirierten Hörbiografie detailreich ausgefüllt werden.

In neun umfangreiche Kapitel gegliedert lotet dieser biografische Text von Jörg Handstein Schuberts problematisches Leben bis ins Detail aus. Der Autor orientiert sich dabei durchaus am aktuellen Stand der Forschung, blendet auch die mögliche homoerotische Komponente der engen Männerfreundschaften des Komponisten nicht aus. Sehr plastisch gelingen die Schilderungen der musikalischen Szene Wiens im frühen 19. Jahrhundert.

Mit Udo Wachtveitl konnte man einen ausgezeichneten Sprecher als Erzähler gewinnen, Schubert selbst kommt durch die Stimme Robert Stadlobers zu Wort. Geschickt eingestreut werden Zitate, die durch eine Reihe weiterer Sprecher den Text zusätzlich auflockern und lebendiger machen.

Ganz wesentlich ist naturgemäß die Musik in diesem Hörbild vertreten. Passend zu der jeweiligen Lebensphase wird Musik eingeblendet, die den Text anschaulich illustriert. Der Bayerische Rundfunk als Produzent dieser Hörbiografie kann dabei auf sein geradezu unerschöpfliches Schallarchiv zurückgreifen und Musikbeispiele mit Spitzeninterpreten beisteuern. Das Resultat ist ein nicht nur lebendiges, sondern auch tief schürfendes Porträt auf hohem künstlerischen Niveau.

Den krönenden Abschluss der Edition bietet auf einer vierten CD ein Konzertmitschnitt der Achten, der großen C-Dur Symphonie. Herbert Blomstedt dirigiert dabei das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Die höchst inspirierte Aufführung aus dem Jahr 2010 breitet dieses bedeutende Werk in seiner ganzen harmonischen Fülle und schönen Details vor dem Hörer aus. Kaum fassbar, dass der Komponist es selbst nie hören konnte und das Notenmaterial erst aus seinem Nachlass veröffentlicht wurde.

Eine optimale, dabei durchaus auch vergnügliche Möglichkeit, Wissenslücken über Franz Schubert zu schließen!

Schubert. Die Liebe liebt das Wandern. Eine Hörbiografie von Jörg Handstein (br-klassik 900927)

zuerst erschienen bei http://www.klassik-begeistert.de

Menü schließen