Freddie De Tommasos erstaunliches Debütalbum

Freddie De Tommasos erstaunliches Debütalbum

Tenöre, zumal gute, sind Mangelware. Das weiß auch die Tonträger-Branche und rollt für den jungen britisch-italienischen Freddie De Tommaso praktisch den roten Teppich aus, immerhin erscheint sein erstes Album gleich beim renommierten DECCA-Label. Der 27-Jährige gewann im Jahr 2018 den Francisco Vinas Gesangswettbewerb in Barcelona, was die Neugier der Opernwelt auf ihn lenkte.

Studiert hatte der Tenor an der Royal Academy of Music in London, wo er eine solide Ausbildung erhielt. Ein erstes Engagement führte ihn an die Bayerische Staatsoper in München, inzwischen bemühen sich bereits weitere große Opernhäuser um ihn, in Wien eröffnete er die Spielzeit 2020/21 mit dem Pinkerton in einer für Wien neuen Produktion der „Madame Butterfly“.

Ein wenig überrascht ist man, dass De Tommaso sein erstes Album nicht mit Opernrepertoire, sondern mit italienischen Liedern bestreitet. Es ist aber eine kluge Entscheidung, denn so früh in einer Karriere schon Aufnahmen des Kernrepertoires vorzulegen, wäre vielleicht gewagt. So macht der Tenor erst einmal neugierig auf sich und zukünftige Aufnahmen.

Gewidmet ist das Album dem Andenken von De Tommasos vor zehn Jahren verstorbenen Vaters, gleichzeitig auch seinem Vorbild Franco Corelli, der in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag hat. Die Auswahl der Stücke, speziell aber auch der Arrangements, die Verwendung fanden erfolgte äußerst sorgfältig. Das Spektrum reicht von Gassenhauern wie „Ideale“ von Tosti, bis zu Liedern von Puccini. Leoncavallo und Respighi.

De Tommasos Stimme ist ein kräftiger lirico-spinto-Tenor von schönem, etwas metallischem Timbre. Er phrasiert äußerst sorgfältig, die Unarten vieler Tenöre wie pressen und quetschen exponierter Phrasen umschiifft er elegant. Piani wie mächtige Spitzentöne gelingen ihm gleichermaßen gut, die virilen Klangfarben seiner Stimme machen neugierig auf mehr.

In Renato Balsadonna am Pult des London Philharmonic Orchestra hat er einen kompetenten und kongenialen Begleiter, die 16 Titel der CD möchte man am liebsten gleich ein zweites Mal hören, so erweist sich die Produktion tatsächlich als optimale „Anfütterung“ für Stimmenliebhaber. Weiter so, Freddie De Tommaso!

Freddie De Tommaso: Passione
DECCA 485 1509

zuerst erschienen bei http://www.klassik-begeistert.de

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