Flotows Martha mit Maria Bengtsson

Flotows Martha mit Maria Bengtsson
© Oehms Classic

Die nicht mehr zu leugnende Dominanz der Regie über die Musik im heutigen Musiktheater hat naturgemäß Auswirkungen auf das gängige  Repertoire. Es ist nicht mehr zu übersehen, dass früher häufig gespielte Werke von den Spielplänen verschwinden, weil ihre Handlung sich für Aktualisierungen oder Verfremdungen wenig, oder gar nicht eignen.

Eines der prominentesten „Opfer“ dieser Entwicklung ist Friedrich von Flotows Oper Martha, ein bis in die 1970er Jahre an nahezu allen Opernhäusern häufig gespieltes Werk. Generationen von Tenören beklagten in den höchsten Tönen das Entschwinden Marthas, und Flotows genialer Schachzug, mit „The last rose of summer“ ein irlisches Volkslied in die Oper einzubauen, bescherte unzähligen Sopranistinnen ein Paradestück.

Diese Einspielung, als Mitschnitt der Premierenserie der Frankfurter Oper 2016 entstanden, besticht in erster Linie durch junge, unverbrauchte Stimmen. Vor allem Björn Bürger als Plumkett und Katharina Magiera als Nancy wirken viel zeitgemäßer und moderner als ihre prominenten Vorgänger auf Tonträgern. Der amerikanische Tenor AJ Glueckert, der sich von seinem Repertoire her allmählich zum Spinto, oder gar Heldentenor zu entwickeln scheint, legt seinen Lyonel erfreulich kämpferisch und maskulin an.. Die Rolle gewinnt dadurch an Statur und Glaubwürdigkeit.

Dreh-und Angelpunkt dieser Produktion ist aber die schwedische Sopranistin Maria Bengtsson, die  bereits international erfolgreich ist. Obwohl sich die Stimme mehr in die Richtung eines dramatischen Soprans  entwickelt , kann sie gestochen scharfe Koloraturen aufbieten und in den lyrischen Passagen das ansprechende Timbre ihrer Stimme voll entfalten.

Das Frankfurter Museumsorchester und der Chor der Oper Frankfurt unter Sebastian Weigle realisieren eine Aufführung dieses keineswegs „leichten“ Werkes, die hörbar auf positive Resonanz beim Publikum stößt. Man kann sich dieser Meinung nur anschließen.

Oehms Classics OC 972

Zuerst erschienen bei www.orpheus-magazin.de

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