Ein Fund aus den Archiven würdigt Franz Schmidts 150. Geburtstag

Ein Fund aus den Archiven würdigt Franz Schmidts 150. Geburtstag

Knapp 45 Jahre liegt die konzertante Aufführung der zweiten Oper Franz Schmidts bereits zurück, jetzt erscheint der Mitschnitt endlich auch offiziell auf Tonträgern.

Nach dem großen Erfolg seines ersten Bühnenwerkes, „Notre Dame“, das 1914 an der Wiener Hofoper erfolgreich aufgeführt wurde, griff der Komponist Schmidt erneut nach einem literarischen Stoff, und ließ sich ein Libretto nach einem historischen Roman von Felix Dahn schreiben.

Die Geschichte der altfränkischen Königin Fredigundis ist reich an blutrünstigen Details und dramatischen Situationen, in denen Schmidt seinen opulenten spätromantischen Stil voll entfalten kann. Der 1924 an der Berliner Staatsoper uraufgeführten Oper war allerdings kein nachhaltiger Erfolg beschieden, eine spätere Wiener Produktion brachte es auf gerade einmal drei Aufführungen. Danach war die konzertante Aufführung 1979 im Großen Saal des Wiener Musikvereins die erste Wiederbegegnung mit dem Werk. Möglicherweise war der 40. Todestag Schmidts damals Anlass für die Aufführung an jenem Ort, an dem Franz Schmidts einst für eine Trauerfeier aufgebahrt war.

Unbestrittener Star der Aufführung war die Mezzosopranistin Dunja Vejzović in der Titelrolle, die zu jener Zeit unter Herbert von Karajan große internationale Erfolge feierte. Mit ihrer für das Zwischenfach gut geeigneten, groß dimensionierten Stimme lotet sie die Herausforderungen der Partie bis in die letzten Facetten aus. Ihr verhinderter Liebhaber Landerich wird von Werner Hollweg mit feinem Tenor eher lyrisch interpretiert.

Weniger eindrucksvoll fallen die Leistungen von Martin Egel als König Chilperich und von Reid Bunger als Herzog Drakolen aus, ihre Rollen sind aber auch nicht annähernd so dankbar.

Ernst Märzendorfer, ein damals viel beschäftigter Dirigent, lässt das Radio Symphonie Orchester des ORF gewaltig aufrauschen und erzeugt atmosphärische Dichte.

Die Aufführung kann trotz ihrer hohen künstlerischen Qualität einige Schwächen des Werkes nicht vergessen machen. Die auf die Frühgeschichte zurückgehende Handlung wirkt ein wenig aus der Zeit gefallen und pathetisch, das Libretto stilistisch eher einfältig. Den stärksten Eindruck vermittelt der dritte Akt, in dem der Komponist Schmidt seine Fähigkeit zu großflächiger Symphonik eindrucksvoll unter Beweis stellt, und dem Werk zu einem fulminanten Finale verhilft.

Dieses Jahr gilt es, den 150. Geburtstag Franz Schmidts zu feiern, außerdem markiert das Jahr 2024 den hundertsten Jahrestag der Berliner Uraufführung von „Fredigundis“. Willkommene Anlässe, um diese schon lange am Graumarkt erhältliche Aufnahme in bester Qualität in den Katalog aufzunehmen. Sie erinnert gleichzeitig an jene Interpreten, die inzwischen verstorben sind.

Franz Schmidt
Fredigundis

Dunja Vejzović
Werner Hollweg
Martin Egel

ORF Wiener Radio Symphonie Orchester
Ernst Märzendorfer  Dirigent

Orfeo C380012

zuerst erschienen bei http://www.klassik-begeistert.de

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