Diese Porpora-Oper taucht auf wie ein Phönix aus der Asche

Diese Porpora-Oper taucht auf wie ein Phönix aus der Asche

Als das neue Festival Bayreuth Baroque im September 2020 im historischen Markgräflichen Opernhaus Bayreuths erstmals stattfand, war diese seit Jahrhunderten nicht mehr aufgeführte Oper Nicola Porporas das zentrale Werk, das den überwältigenden Erfolg der gewagten Unternehmung auslöste.

Max Emanuel Cenčić hatte nicht nur die Leitung des Festivals und eine der Hauptrollen übernommen, er führte auch Regie und führte das Werk in einer höchst originellen Aktualisierung zum Erfolg. Das neue Label Parnassus veröffentlicht nun eine Gesamtaufnahme der Oper in originaler Besetzung, die allerdings kein Aufführungsmitschnitt ist, sondern im August 2021 in Athen unter Studiobedingungen eingespielt wurde. Das hat den unbestreitbaren Vorteil, dass sich die Sänger ausschließlich auf ihre vokalen Aufgaben konzentrieren konnten, die Bayreuther Aufführung hatte alle Mitwirkenden auch als Darsteller stark gefordert.

Ein kleiner Wermutstropfen ist die Streichung der letzten Koloraturarie Julia Lezhnevas als Gildippe, die in der Bayreuther Aufführung das temperamentvolle Finale bildete. Da diese Arie aber aus einer früheren Oper Porporas, „Siface“, stammt, ist das Weglassen musikhistorisch absolut korrekt.

Was die insgesamt sieben Solisten ihren Kehlen entlocken, ist Gesangskultur auf einem schwindelnd hohen Niveau. Erst die Wiederentdeckung und Entwicklung verloren gegangener Gesangstechniken, wie des Countertenors und des Sopranisten, haben eine Aufführung der Opern Porporas wieder in einer Form möglich gemacht, die dem ursprünglichen Klang wohl nahekommt.

Cenčić war es gelungen, für diese Produktion einige Stars der Barockszene zusammenzubringen. Allen voran glänzt der Star der Counterszene, Franco Fagioli, als Adalgiso mit seiner Schwindel erregenden Technik, die selbst in den tieferen Registern noch trägt. Fagioli kommt wohl der Qualität der früheren Kastraten in seiner virtuosen Auszierung des Notentextes sehr nahe. Seine großen Arien und das ausladende Duett mit Julia Lezhneva markieren die absoluten Höhepunkte der Einspielung. Lezhneva, mit einer ebenfalls fulminanten Technik ausgestattet, begeistert mit einer unglaublichen Virtuosität, die einen den Atem anhalten lässt.

Aber auch die kleineren Rollen sind erstklassig besetzt. Neben Cenčić selbst, dessen Lottario der eigentliche Spielmacher ist, glänzt der Sopranist Bruno de Sá mit einem zarten, femininen Timbre, der tschechische Counter Petr Nekoranec bringt seinen klangvollen Counter ein. Die Sopranistinnen Suzanne Jerosme und Nan Wang ergänzen das Ensemble vortrefflich.

Der Dirigent George Petrou leitet das auf Instrumenten der Zeit spielende Barockensemble Armonia Atenea, das wie schon in Bayreuth überzeugen kann.

Dieses aus der Vergessenheit zurückgeholte Werk könnte der Auftakt für eine Renaissance der Opern Porporas sein, die bestimmt noch Bedeutendes zum Vorschein bringen könnte. Möglich sind heutige Aufführungen aber nur durch die Kreativität der aktuellen Barockszene, die zu immer neuen Höhenflügen ansetzt. Gerne lässt man sich auf diese Reise mitnehmen!

Nicola Antonio Porpora
Carlo il Calvo

Armonia Atenea
George Petrou

Parnassus Parart S002

zuerst erschienen bei http://www.klassik-begeistert.de

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