Die Biographie Barbara Strozzis verbleibt in Teilen im Dunkel der Geschichte

Die Biographie Barbara Strozzis verbleibt in Teilen im Dunkel der Geschichte

In der Reihe von Hörbüchern über bedeutende Komponisten von Jörg Handstein, die inzwischen bereits Kultstatus besitzen, ist als jüngste Ausgabe ein Porträt der Sängerin und Komponistin Barbara Strozzi erschienen. Der Umfang von lediglich einer CD erklärt sich schon aus der Tatsache, dass die von 1619 bis 1677 lebende Künstlerin ein vergleichsweise schmales Oeuvre hinterließ, und manche ihrer Lebensumstände nach 400 Jahren nicht mehr zu klären sind.
Strozzis musikhistorische Bedeutung liegt mit darin, dass sie als eine der ersten Frauen der Musikgeschichte ihre Werke im Druck erscheinen lassen konnte. Ihre Bekanntheit über Fachkreise hinaus datiert erst aus dem Jahr 1978, als eine amerikanische Musikwissenschaftlerin einen Artikel in der Fachpresse über sie veröffentlichte.

Inzwischen sind ihre kammermusikalischen Werke in das Repertoire einschlägiger Ensembles und Künstler aufgenommen und erhielten damit eine gewisse Breitenwirkung. Ihre Vokalkompositionen profitieren von der Tatsache, dass Strozzis Ruhm zu ihren Lebzeiten anfangs auf ihre Tätigkeit als Sängerin begründet war.

Jörg Handstein hat erneut akribisch geforscht, um möglichst viele biographische Details dieser Vita zusammenzutragen. Es ist nicht seine Schuld, dass das Bild dieser bemerkenswerten Frau dennoch ein wenig im Ungefähren bleibt. Zu viele Teile der Lebensgeschichte Strozzis sind nicht verbürgt. So ist keineswegs gesichert, dass ihr Adoptivvater auch ihr leiblicher war, die Vaterschaft ihrer vier Kinder ist auch nicht mit letzter Sicherheit geklärt. Vor allem ist nicht mehr eindeutig zu eruieren, ob Strozzi tatsächlich auch eine Kurtisane im sinnenfrohen Venedig des 17. Jahrhunderts war, oder ob es sich dabei um Verleumdungen handelt.

So bleibt diese Biographie ein wenig spekulativ und erreicht nicht ganz das hohe Niveau der bisher in dieser Reihe behandelten Komponisten, deren Biographien ungemein lebendig und plastisch ausfielen.

Unverändert hoch ist aber die Qualität der enthaltenen Tonaufnahmen von Werken Strozzis oder deren Zeitgenossen. Und eine feste Bank ist auch wieder der Sprecher Udo Wachtveitl, dessen vorzügliche Sprechstimme ein wahrer Hörgenuss ist. Man wartet gespannt auf die nächste Hörbiographie!

Barbara Strozzi

Lauscht, Ihr Liebenden!

Eine Hörbiographie von Jörg Handstein

BR Klassik 900938

zuerst erschienen bei http://www.klassik-begeistert.de

Menü schließen