„Der fliegende Holländer“ an der Komischen Oper Berlin wird zum gesungenen Comic Strip

„Der fliegende Holländer“ an der Komischen Oper Berlin wird zum gesungenen Comic Strip
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Die Opern Richard Wagners gehören eindeutig nicht zum Kernrepertoire der Komischen Oper Berlin, aber dieses Werk des noch jungen Wagner fügt sich mit seiner pointierten Kürze bestens in das Repertoire des Hauses an der Behrenstraße ein.

Herbert Fritsch gelingt mit seiner Regie das Kunststück, trotz leerer Bühne und Verzicht auf Kulissen, den Kern des Dramas freizulegen und durch überzeugende Personenführung anschaulich zu machen. Seine Eigenheit, immer ein bisschen Slapstick einzubauen geht manchmal mit ihm durch, aber mit Ausnahme einer etwas zu grimassierenden ersten und etwas unscharfen letzten Szene trifft er mit seinem schrägen Ansatz letzten Endes doch ins Schwarze. Kräftige Farben an den Bühnenwänden, ein stilisiertes Schiff das permanent den Bühnenmittelpunkt bildet, mehr braucht er nicht um das Seefahrerdrama zu illustrieren.

Zur Verfügung stand ihm eine exquisite Sängerbesetzung, die sein Konzept engagiert umsetzte. In der Titelrolle bewies Günter Papendell, Publikumsliebling an der Behrenstraße, dass ihm auch Wagner gut in der Kehle liegt. Kleiner Einwand: die Partie des Holländer liegt für den hohen Bariton doch etwas zu tief, das trug ihm wohl auch die vereinzelten Buh-Rufe ein, die im starken Applaus am Ende nicht zu überhören waren. Trotzdem eine unterm Strich überzeugende Leistung.

Das Urgestein Jens Larsen ist als Typ für den Daland perfekt geeignet, gibt der Figur auch genau die etwas schmierige Kupplernatur, nur sein mächtiger Bass zeigt allmählich doch deutliche Spuren eines langen Sängerlebens. Ein wenig enttäuschend die Mary von Karolina Gumos, die in der eher undankbaren Rolle ungewöhnlich blass blieb.

Der fliegende Holländer © Monika Rittershaus

Mit hellem, offenen Tenor konnte Caspar Singh dem Steuermann, dieser eher kleinen, aber dankbaren Rolle Profil geben. Sein Fachkollege Brenden Gunnell als Erik ist ein echter Gewinn für die Aufführung. Im Stück ist er der Verlierer, aber als Sänger zählte er zu den Gewinnern des Abends. Da schein ein echter Heldentenor heranzuwachsen.

Eine Holländer-Aufführung steht und fällt mit der Besetzung der Senta. Daniela Köhler bringt alles für diese Rolle mit. Ihr leuchtender Sopran wird technisch gut geführt, die Spitzentöne kommen sicher und kräftig, aber auch Piani und tiefere Lagen bereiten ihr keine Probleme. Sie ist strahlender Mittelpunkt des Abends.

Der fliegende Holländer © Monika Rittershaus

Das Orchester unter dem zupackenden Dirk Kaftan kommt, von einem kleinen Kickser in der Ouvertüre abgesehen, mit der Partitur bestens zurecht, Kaftans Tempi sind streckenweise sehr schnell, aber der Gesamteindruck ist positiv. Wesentlichen Anteil am Gelingen haben wieder die Chorsolisten der Komischen Oper, die in diesem Werk stark beschäftigt werden. Die Einsätze sitzen bombensicher, auch das Volumen der Stimmen ist beeindruckend, die Spielfreude ohnehin.

Selbst die Applausordnung wird von Fritsch noch launig inszeniert: das gesamte Ensemble, Chor und Leitungsteam laufen im Kreis um das Kulissenschiff und Fritsch selbst schwebt auf einer Schaukel vom Schnürboden herab. Ein sehr animiertes Publikum spendet langen und stürmischen Applaus.

Foto: Komische Oper Berlin, Der fliegende Holländer © Monika Rittershaus

Richard Wagner
Der fliegende Holländer

Daland    Jens Larsen
Senta    Daniela Köhler
Erik    Branden Gunnell
Mary    Karolina Gumos
Steuermann    Caspar Singh
Holländer    Günter Papendell

Regie   Herbert Fritsch
Dirigent   Dirk Kaftan

Komische Oper Berlin, Premiere am 27. November 2022

zuerst erschienen bei http://www.klassik-begeistert.de

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