Das Brahms-Requiem erklingt unter Christian Thielemann eindrucksvoll im Salzburger Festspielhaus

Das Brahms-Requiem erklingt unter Christian Thielemann eindrucksvoll im Salzburger Festspielhaus

Der Dirigent Christian Thielemann gastiert regelmäßig bei den Wiener Philharmonikern, auch gemeinsame Konzerte bei den Salzburger Festspielen bilden dort schon eine gewisse Tradition. Thielemann, oft für sein eher überschaubares Repertoire kritisiert, wählte für das Konzert im Sommer 2023 das Deutsche Requiem von Johannes Brahms. Ein Werk, das seit seiner Uraufführung öfter im Konzertsaal, als in sakralen Räumen erklingt, und für ein geistliches Werk immense Popularität erreicht hat.

Was das Werk so eindringlich macht, ist die Wahl der deutschen Sprache statt des lateinischen Messtextes, die enthaltene Botschaft wird verständlich, und berührt so unmittelbar. Für den bewährten Wiener Singverein (der Gesellschaft der Musikfreunde, so der volle Name), ist das Werk vertrautes Terrain, für die Wiener Philharmoniker und Christian Thielemann erst recht.

Thielemann dirigiert ohne Taktstock, wie bei großen Chorwerken üblich, aber auch in diesem Fall mit großer Orchesterbesetzung sind seine Gesten mit den ausdrucksvoll eingesetzten Händen eine gute Wahl.

Der Chor wird einmal mehr seinem guten Ruf gerecht, seine Exaktheit und Intonationssicherheit sucht ihresgleichen. Die saubere Textbehandlung, die Ausgewogenheit der Stimmen und ihre Verschmelzung mit dem Orchester gelingen vorzüglich. Die Wiener Philharmoniker kennen ihren Brahms und zeigen an allen Instrumenten Solistenqualität. Thielemann hat den großen Apparat souverän im Griff, die Aufführung verläuft wie ein präzises Uhrwerk, allerdings mit hoher Emotionalität angereichert.

Hervorragend auch die beiden Solisten, wobei der satte Bassbariton Michael Volles fast schon zu routiniert klingt. Einen wahrhaft engelsgleichen Eindruck hinterlässt Elsa Dreisig, deren nur wenige Minuten dauerndes Solo „Ihr habt nun Traurigkeit“ zum Höhepunkt des Konzertes wird. Ihr wunderbar klarer Sopran erklimmt mühelos die schwindelnden Höhen, in denen sich ihr Part bewegt, das ist wirklich Perfektion- und große Kunst.

Christian Thielemanns Ansatz für das Werk scheint eher lyrisch zu sein, bei aller Wucht einzelner Passagen lässt er keine Brüche zu, und erreicht so ein klares, ausgewogenes Konzept für seine Interpretation.

Ein tief beeindrucktes und bewegtes Publikum spendet, nach einem respektvoll eingehaltenen Ausklingen, allen Beteiligten frenetischen, verdienten Beifall.

Johannes Brahms
Ein Deutsches Requiem

Elsa Dreisig
Michael Volle

Wiener Singverein
Wiener Philharmoniker
Christian Thielemann

Unitel 811304

zuerst erschienen bei http://www.klassik-beistert.de

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