„Così fan tutte“ vom Maggio Musicale Fiorentino gerät eher zur Pastete als zum Soufflé

„Così fan tutte“ vom Maggio Musicale Fiorentino gerät eher zur Pastete als zum Soufflé

Mozarts drittletzte Oper ist längst als ungemein doppelbödiges, ja sogar zynisches Werk erkannt worden, nachdem man es über lange Zeit als seichte Komödie abgetan hatte. Neuere Inszenierungen tragen der neuen Sicht Rechnung, das Ende wird inzwischen kaum mehr als versöhnliches Happy-End inszeniert.

Für die Produktion des Maggio Musicale Fiorentino wurde der bewährte Regisseur Sven-Eric Bechtolf verpflichtet, als Dirigent Altmeister Zubin Mehta. Daraus, und aus der Mitwirkung des Baritons Thomas Hampson als Don Alfonso, bekam die Produktion ein gewisses Übergewicht an alten Männern. Nichts gegen deren Erfahrung und abgeklärte Sichtweise, aber eine „Così“ wünscht man sich doch mit ein wenig mehr Pepp und Spritzigkeit.Mehtas Dirigat ist bei aller Souveränität stellenweise ein wenig zu ausladend, speziell im furiosen Finale des ersten Aktes.  Die Aufführung dauert insgesamt über drei Stunden, da war selbst der notorisch breit dirigierende Otto Klemperer kaum langsamer. Freilich gelingt Mehta durch diese Tempi ein vertiefter Blick auf manche Passagen des Werkes, aber das geht auf Kosten des Esprits.

Die Sängerbesetzung ist erfreulich homogen, es gelingt den sechs Protagonisten tatsächlich, ein harmonisches Ensemble zu bilden. Der Zusammenklang der einzelnen Stimmen ist für die Ensembleszenen Mozarts elementar wichtig. Ein wenig aus dem Rahmen fällt dabei Thomas Hampsons Don Alfonso, dessen einst schön timbrierter Bariton inzwischen fahl und kraftlos geworden ist.

Valentina Naforniţas Fiordiligi hat den langen Atem für die großen Arien und eine sichere Technik für die zahlreichen Registerwechsel. Was ihr leider, wie auch ihren Partnern, fehlt, ist die Fähigkeit, einen Triller zu singen, wie Mozart ihn an vielen Stellen verlangt. Aber damit steht dieses Ensemble nicht allein.

Vasilisa Berzhanskayas Mezzosopran als Dorabella harmoniert bestens mit dem Sopran ihrer Schwester, ist auch in den Ensembles gut hörbar. Jenseits des „Kammerkätzchen-Klischees“ singt Benedetta Torre eine resolute Despina, die sich auf Augenhöhe mit ihren Dienstgeberinnen bewegt, sie verfügt über einen kräftigen Sopran, der diese Rolle durchaus aufwertet.

Die Freunde Ferrando und Guglielmo werden von Matthew Swensen und Mattia Olivieri gesungen. Ersterer verfügt über einen klassischen Mozart-Tenor. Nuancenreich im Timbre, kräftig im Forte, und doch lyrisch im Gesamteindruck. Der etwas robustere Olivieri stellt den gewünschten Kontrast her, als Quartett sind diese zwei Paare optimal.

Dass der Gesamteindruck der Aufführung etwas zwiespältig gerät, ist wohl in erster Linie der erschreckend unbeholfenen Regie Sven-Eric Bechtolfs geschuldet. Schon das Bühnenbild von Julian Crouch behindert die Protagonisten eher, als dass es eine geeignete Spielfläche bietet. Auch die Personenführung geriet dem Regisseur etwas dröge und uninspiriert.

Schade, so wirkt diese „Così“ wie ein Soufflé, das nicht aufgehen will. Trotz edelster Zutaten mehr Pastete als fluffiges Soufflé.

Wolfgang Amadeus Mozart
Così fan tutte

Orchestra e Coro del Maggio Musicale Fiorentino
Zubin Mehta

Naxos NBD 0147 V

zuerst erschienen bei http://www.klassik-begeistert.de

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