Buchbesprechung: Alessandra Barabaschi, Stradivari

Buchbesprechung: Alessandra Barabaschi, Stradivari

Der Name Stradivari ist wohl jedem Musikliebhaber ein Begriff. Auch dass der Träger dieses Namens der berühmteste Geigenbauer der Geschichte war, dürfte weithin bekannt sein. Darüber hinaus herrscht weitgehend Unkenntnis.

Die italienische Kunsthistorikerin  Alessandra Barabaschi hat die längst überfällige Aufgabe übernommen, den Spuren des Lebens dieses begnadeten Handwerkers nachzugehen. Die auch als Journalistin tätige Autorin nimmt den Leser mit nach Cremona, dem Heimatort nicht nur Stradivaris, im 18. Jahrhundert Sitz der Cremoneser Geigenbauschule, der auch weitere bedeutende Meister angehörten. Warum gerade diese mittelgroße Stadt in der norditalienischen Poebene zum Zentrum dieses stets an Bedeutung gewinnenden Handwerks wurde, ist eine der vielen Fragen, denen die Autorin nachgeht.Im Fall von Barabaschi verbinden sich die Kreativität der Journalistin und die Exaktheit der Wissenschaftlerin zu einer glücklichen Symbiose. Es galt erst einmal, mit vielen über die Zeit von 300 Jahren entstandenen Legenden und falschen Daten aufzuräumen, und zurück an die Wurzeln der Familiengeschichte Stradivaris zu gehen.

Ausführlich widmet sich Barabaschi auch dem geographischen und historischen Umfeld Stradivaris, so entsteht ein farbiges, lebendiges Bild des Geigenbauers in seiner Zeit und Umwelt. Detailreich referiert die Autorin über die Geschichte des Geigenbaues, spart dabei auch andere Saiteninstrumente nicht aus, schließlich muss man die Entwicklung insgesamt betrachten.

Akribische Forschungsarbeit der Autorin ließen sie schließlich auch auf bisher unbekannte Details von dessen Familiengeschichte stoßen, so erhalten wir erstmals ein vollständiges Bild von Stradivaris Lebensumständen. Zahlreiche Illustrationen lockern den gut lesbaren und kurzweiligen Text auf.

Am Ende des Buches geht Barabaschi auch noch auf die Geschichte einzelner Geigen Stradivaris ein, die über die Jahre klangvolle Namen wie „Dornröschen“, „Paravicini“, „L’Aiglon“ und „Fürst Gursky“ erhielten.

Grablege der Familie Stradivari war die Kirche San Domenico mit angeschlossenem Dominikanerkloster in Cremona. Der Dominikanerorden wurde aber unter dem österreichischen Kaiser Joseph II. aufgelöst, was zu einem schleichenden Verfall der Bauwerke führte, denen Napoleon, der sie als Lagerräume nutzte, den Rest gab. So wurde beschlossen, auch die Kirche San Domenico wegen Baufälligkeit abzutragen. 1869 war es soweit, und mit der Kirche gingen auch die Familiengrüfte, nicht nur der Stradivaris verloren. An der vermutlichen Stelle von deren Gruft steht heute ein Denkmal, das eine Replik der ursprünglichen Grabplatte enthält. Sic transit gloria mundi….

Alessandra Barabaschi ist mit dieser Biographie ein Standardwerk gelungen, das über die Person Stradivaris hinaus tiefe Einblicke in die Geschichte des Musikinstrumentenbaus gibt. Unbedingt empfehlenswert!

Alessandra Barabaschi, Stradivari
Die Geschichte einer Legende

Böhlau Verlag

zuerst erschienen bei http://www.klassik-begeistert.de

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