Barrie Koskys geniale Reduktion des „Goldenen Hahns“

Barrie Koskys geniale Reduktion des „Goldenen Hahns“

Beinahe ist schon wieder vergessen, wie stark die Corona-Pandemie neben allen anderen Lebensbereichen auch den Kulturbetrieb, insbesondere die Theater und Opernhäuser, in ihrer Arbeit beeinträchtigt hatte.

In der hier vorliegenden Aufzeichnung von Rimsky-Korsakovs populärer Oper „Der goldene Hahn“ in einer Produktion der Opera de Lyon vom Mai 2021 wird dies durch die Masken deutlich, die Dirigent und Chorsänger tragen. Wie weit die strengen Hygiene-Regeln den Regisseur Barrie Kosky zu dieser szenisch extrem reduzierten Regiearbeit veranlassten wird sein Geheimnis bleiben, das Ergebnis jedenfalls fiel sensationell gut aus.

Das Libretto geht auf ein Märchen Alexander Puschkins zurück, der sich dabei selbst in der arabischen Literatur bediente. Mit der zentralen Figur des nur mäßig intelligenten und aktiven Königs (Zaren) Dodon spielte der Komponist bewusst auf den Zaren Nikolaus II. an, was die Zensur allerdings nicht bemerkte, und so die Oper 1909 ihre Uraufführung in Moskau erlebte. Der ganz große Erfolg stellte sich allerdings erst bei der Pariser Erstaufführung 1914 ein, blieb dem Werk aber bis heute treu.

Kosky setzt in seiner Arbeit ganz auf den Verzicht von im Original wohl vorgesehenen prunkvollen Kulissen und Kostümen. Bei ihm spielen alle drei Akte in einer kargen Landschaft, ein verdorrter Baum dient dem titelgebenden Hahn als Sitzplatz, Dodon trägt nur eine schlichte Krone.

Dem Handlungsablauf nützt diese starke Reduktion der Szene durchaus, das permanente Scheitern des Königs wird vom fulminanten Bassisten Dmitry Ulyanov komödiantisch umgesetzt, an seiner Spielfreude und souveränen gesanglichen Beherrschung der Partie hängt der Erfolg der Aufführung. Ihm ebenbürtig verkörpert die Sopranistin Nina Minasyan die geheimnisvolle Königin von Shemakha. Die reichen Farben ihres lyrischen Soprans, den sie mühelos in höchste Höhen führt, sind der optimale Widerpart zum knorrigen König. Auf ebenfalls höchstem vokalen Niveau bewegt sich die Stimme des Hahns, Maria Nazarova, und die Amelfa, die Margarita Nekrasova mit orgelndem tiefem Mezzosopran interpretiert. Bis zu den kleinsten Partien ist die Sängerbesetzung stimmig und erfreulich gut. Der Dirigent Daniele Rustioni findet im Orchester und Chor des Lyoner Opernhauses eine vorzügliche Basis für eine gelungene Interpretation.

Eine Produktion, die man uneingeschränkt empfehlen kann!

Nikolay Rimsky-Korsakov
The Golden Cockerel

Opera National de Lyon

NAXOS NBDO 150 V

zuerst erschienen bei http://www.klassik-begeistert.de

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